18. Auff den ersten Januarii (1625)

Die Jahre pflegen zwar ihr rechtes Ziel zu finden
Und werden fortgeführt als eine schnelle Fluth,
Die ehe fleucht als kömpt; der Menschen rauer Muth
Wird, ist und bleibt verstockt in mehr als tausent Sünden.
Der Geist wil offte zwar sich etwas unterwinden,
Dein Himmel zu zugehen; doch was er macht und thut
Ist schwach und wird gehemmt durch unser Fleisch und Blut.
Der Geist von oben her muß einig uns entzünden
Mit seiner starcken Brunst, muß dämpffen unsern Wahn,
Der keine Frömmigkeit und Tugend fassen kan.
O Gott, nimb mit der Zeit des alten Jahres hin
Mein alte grosse Schult; gib, daß ich Neu und Schmertzen
Hier über tragen mag, und schicke meinem Hertzen
Mit diesem neuen Jahr auch einen neuen Sinn.

Notizen
Erstdruck in: Martini Opitii Acht Bücher Deutscher Poematum, durch ihn selbst herausgegeben, Breslau (David Müller) 1625.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Opitz, Martin. 18. Auff den ersten Januarii (1625).. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-63A1-B