[115] Sechstes Sonett.

Schlaf, träge Federn und des Gaumes Fröhnen,
Die Tugend haben sie der Welt genommen,
Drum ist von ihrem Lauf wie abgekommen
Unsre Natur, besiegt durch lang Verwöhnen.
Des Himmels holde Lichter, die verschönen
Des Menschen Leben, sind so ganz verglommen,
Daß wie ein Wunder es wird aufgenommen,
Will Sangesstrom vom Helikon ertönen.
»Nach Myrthen und nach Lorbeer welches Streben!
Arm mußt und nackt, Philosophie, du schreiten!«
So spricht das Volk, niederm Gewinn ergeben.
Nicht viele werden dich dorthin begleiten;
So mehr muß ich, o edler Geist, dich flehen,
Vom muthigen Beginn nicht abzustehen.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Sechstes Sonett: [Schlaf, träge Federn und des Gaumes Fröhnen]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6DED-2