[166] Einhundert und siebentes Sonett.

Je sehnsuchtsvoller ich die Flügel breite,
Zu euch, o süße, liebe Schar, zu dringen,
So mehr verwirrt in Vogelleim die Schwingen
Mir das Geschick, treibt irr mich in die Weite.
Das Herz, das, send' ich's aus, mit mir im Streite,
Will nur im sonn'gen Thal die Zeit verbringen,
Wo unsre Fluthen mehr das Land umschlingen,
Ehgestern ließ ich's weinend von der Seite.
Ich ging zur Linken, es sich rechtwärts wandte,
Es nach Jerusalem an Amors Händen,
Der Stärk' ich folgend nach Aegyptenlande.
Doch pflegt Geduld in Schmerzen Trost zu spenden;
Denn wie es langer Brauch uns vorgeschrieben,
Sind selten wir und kurz beysammen blieben.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Einhundert und siebentes Sonett: [Je sehnsuchtsvoller ich die Flügel breite]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6ED5-E