Vier und siebenzigstes Sonett.

Ich bin des Harrens nun so müd', umrungen
Von all des Wehs endlos feindsel'ger Nähe,
Daß Hoffnungen und Wünsch' ich all' verschmähe
Und jede Fessel, die mein Herz umschlungen.
Doch hat das schöne Antlitz mich bezwungen,
Das ich gemahlt im Herzen trag' und sehe,
Wohin ich schau; drum zu dem alten Wehe
Fühl' ich mich wider Willen hingedrungen.
Da irrt' ich, als der Freyheit alt Geleise
Mir abgeschnitten war und rings entschwunden;
Denn Heil nicht bringt, was sich das Aug' erwählet.
Da rann in's Unglück frey und ungebunden
Die Seele, die nach fremder Macht Geheiße
Nun ziehen muß, weil einmahl sie gefehlet.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Vier und siebenzigstes Sonett: [Ich bin des Harrens nun so müd', umrungen]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6F6A-5