[82] Der Roßkäfer

Von Helden, Schlachten, Abentheuern,
Weißt du so viel uns vorzuleyern,
Warst du denn immer vorne dran?
So redete mit heisrem Blöcken
Am Hof des Ritters Hadrian
(Es war zur Zeit der armen Gecken)
Der Stallbock einen Käfer an,
Dem die Natur die Citadelle
Des Pferdes, die der Schwanz bedeckt,
Zu seinem Wohnsitz ausgesteckt.
Ich, sprach er, war der Spießgeselle
Von manchem hochberühmten Held:
Er trug mich hinter seinem Rosse
Incognito durch alle Welt.
Dieß hörte der Poet vom Schlosse;
Er schleichet sich zum Pegasus,
Den eben itzt in seinem Glanze
Ein ächter Sohn des Latous
Bestieg; er fasset ihn beym Schwanze,
Flog baumelnd mit ihm auf und schrie:
Triumph! auch ich bin ein Genie.

Notes
Entstanden 1780.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Der Roßkäfer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-71AB-8