[79] Der Tiger

Ein Tiger scharrte mit geschärften Klauen
Den Leichnam eines Bramen aus,
Dem hinter seinem Palmenhaus
Sein Sohn ein Grab in weichen Tuff gehauen.
Dieß sah der Redliche: mit bangem Grauen
Kam er herbey, vom schauerlichen Schmaus
Durch frommes Flehn das Unthier abzuziehen.
Laß, rief er, laß das heilige Gebein!
Hier ist ein bessrer Raub. Des Tigers Augen glühen;
Er stürzet auf den Jüngling ein
Und reißt das Herz, das Brama nun belohnet,
Ihm aus der Brust. Der Bösewicht!
Doch wer die Todten nicht verschonet,
Verschont die Lebenden auch nicht.

Notes
Entstanden 1784.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Der Tiger. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7307-A