[197] Die Bill

Einst fiel dem Löwen ein, es wäre
Doch gegen eines Königs Ehre
Und gegen das Jus publicum,
Daß er sich selbst sein Futter schaffe.
Sein weises Ministerium,
Der Fuchs, der Büffel und der Affe,
Trat des Monarchen Meynung bey.
Sogleich gebot er allen Thieren,
Ihm einen Schoß von Korn und Heu
Und Wildpret jährlich abzuführen.
Der Esel mußte das Edict,
Als Wappenherold bunt geschmückt,
An allen Ecken ausposaunen.
Das Volk vernahm es mit Erstaunen:
Es drang sich in Proceßion,
Wie dort in Vater Noahs Kasten,
Vereint vor des Monarchen Thron
Und wollte von den neuen Lasten
Befreyet seyn. Der Elephant
Sprach männlich als Repräsentant:
Wie, Herr, was konnte dich bewegen,
Uns diese Steuer aufzulegen?
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Schweig, fiel ihm der Despot hier ein,
Uns Könige darf Zevs allein
Zur Rechnung ziehen. Loser Spötter!
Versetzt der Bär, erst gestern noch
Sprachst du, es gäbe keine Götter.
Nun ward man laut. Der Menge kroch
Das Ding zu Kopfe. Schließlich machte
Das Volk mit reifem Vorbedachte
Die Bill: daß, weil ein Großsultan
Den höchsten Richter unsrer Thaten
Verachten oder läugnen kann,
Man vor der Hand den Autokraten
Verpflichten soll, der Nation
Von seiner Wirtschaft auf dem Thron,
Mit unter auch von seinem Leben
Genaue Rechenschaft zu geben.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Dritter Theil. Viertes Buch. Die Bill. Die Bill. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-733A-7