Des Lied der Waise

Ich bin Niemand und werde auch Niemand sein.
Jetzt bin ich ja zum Sein noch zu klein;
aber auch später.
Mütter und Väter,
erbarmt euch mein.
Zwar es lohnt nicht des Pflegens Müh:
ich werde doch gemäht.
Mich kann keiner brauchen: jetzt ist es zu früh
und morgen ist es zu spät.
Ich habe nur dieses eine Kleid,
es wird dünn und es verbleicht,
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aber es hält eine Ewigkeit
auch noch vor Gott vielleicht.
Ich habe nur dieses bißchen Haar
(immer dasselbe blieb),
das einmal Eines Liebstes war.
Nun hat er nichts mehr lieb.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. Des Lied der Waise. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-921A-2