Diogenes

Diogenes der pflag ohn' alle Ross' und Wagen
Sein ganzes Hausgerät stets mit sich umzutragen,
Das war ein' alte Tasch', ein Gerstenmus, ein Stab,
Dazu ein Becherlein, das nannt' er all' sein Hab.
Und wann er solches trug, so klagt' er schier mit Zähren,
Es thäte dieß Gerät ihn gar zu sehr beschweren,
Er meinte seinen Stab, Beibeutel und Pokal,
Der doch nur büchen war, den Plunder allzumal.
Als er nun einst am Fluß aus Ungeschicht that hinken
Und sah ein armes Weib aus ihren Händen trinken,
»Was«, rief er, »schlepp' ich mich, mein Trinkgeschirr, mit dir?
Ich seh' ein besser Stück; mein Becherlein, lig' hier,
Ich trage dich nicht mehr.« Hiemit that er sich wenden
Zum kühlen Bach und trank hinfürter aus den Händen,
Womit er uns zugleich erinnert recht und wol,
Daß einer mehr nicht, als ihm not ist, haben sol.

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TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Weltliche Gedichte. Diogenes. Diogenes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9B5D-8