[Ich fürcht', es war Entweihung]

[8]
Ich fürcht', es war Entweihung
Der stillen Häuslichkeit,
Daß ich sie der Beschreiung
Liebloser Welt geweiht;
In manchem Lied, gedichtet
Aus meiner Kinderwelt,
Die wie ein Traum vernichtet
Jetzt auseinander fällt.
Und recht als wie zum Hohne,
Da sie zusammenbrach,
Kommt an mit Sündenlohne
Der neuste Almanach.
Das Honorar, das reiche,
Das man dem Vater gab,
Reicht, um der liebsten Leiche
Zu kaufen grad ein Grab.
Und hab' ich mich versündigt,
Daß statt des Herzens Schlag
Der Harfe Schlag verkündigt,
Was mir am Herzen lag?
Nicht hab' ich mich gerühmet,
Doch hab' ich mich gefreut,
Und mir den Pfad beblümet,
Der mir nun Dornen beut.
[9]
Die allgemeine Sünde
Der Dichtkunst war es nur,
Zu decken auf die Gründe
Der innersten Natur.
Und wie die Lust erklungen
Aus meiner Siedelei,
Sei nun das Leid gesungen,
Und ob es Sünde sei.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Kindertodtenlieder. Lied und Leid. [Ich fürcht', es war Entweihung]. [Ich fürcht', es war Entweihung]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9FC1-4