5.

Bei Gott, ich muß mich zum Empfang
»Des alten Helden schicken,
Den ich verfolgt hab' oft und lang
Von hier mit meinen Blicken.
Ich hab' gesehn in mancher Schlacht
Wohl seine Blitzesschnelle,
Und jetzund, eh' ich es gedacht,
Ist er auch hier zur Stelle.
[70]
Weit drüben, dacht' ich, sei er noch,
Dazwischen weite Klüfte,
Er aber ist hin drüber hoch
Gesprungen durch die Lüfte.
Als ob im Dampf er vor sich hab'
Den Graben einer Schanze,
Ist er gesprungen übers Grab
Und ist schon nah' im Glanze.«
Im Himmel sprach's der alte Fritz
Und hob des Blüchers wegen
Sich von dem hohen Heldensitz
Und gieng ihm stracks entgegen.
Der Blücher kam ihm doch zuvor,
Eintrat er gleich dem Blitze,
Und senkte, schreitend durch das Thor,
Vor ihm des Degens Spitze.
Vorbei schritt er dem alten Fritz
Und trat, ohn' umzuschauen,
Hin, wo er sah auf ihrem Sitz
Die Königin der Frauen.
Da bracht' er seinen ersten Gruß
Der preußischen Luise,
Und beugte vor ihr seinen Fuß,
Daß er ihr Ehr' erwiese.
Worauf er den Bericht ihr gab
Von Grüßen, die ihr Gatte,
Sein König, für sie übers Grab
Ihm anbefohlen hatte.
Sie dankt' ihm mit Holdseligkeit;
Und so, nach abgethanen
Geschäften, trat er dienstbereit
Zu seines Königs Ahnen.

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TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Erstes Buch. Vaterland. Drittes Kapitel. Zeitgedichte. 1816. 1817. Blücher. 5. [Bei Gott, ich muß mich zum Empfang]. 5. [Bei Gott, ich muß mich zum Empfang]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A173-A