[Von Freuden floß um mich vorzeiten]

[16]
Von Freuden floß um mich vorzeiten
Ein Ueberfluß;
Und wie ich schöpfte, blieb beiseiten
Ein Ueberschuß.
Wie dacht' ich, daß versiegen könnte
Der Ueberschwang?
Ergossen war nach allen Weiten
Der Ueberguß.
Wohin verlaufen hat das Wasser
Sich über Nacht?
Es eilt wohl, um mir zu bereiten
Nicht Ueberdruß!
Vorüber eilt des Glückes Fülle
Und rauscht von fern
Mir einen noch, und keinen zweiten
Vorübergruß.
Ihr Augen, wollt Ersatz ihr weinen?
So weinet nur!
Und mich durchs Leben soll begleiten
Ein trüber Fluß.
Wo ich am Strom der Wehmuth lausche
Im Hauch der Nacht,
Weht her von jenseit goldner Saiten
Herübergruß.
[17]
Am Ufer pflanz' ich dunkle Lieder,
Ihr Duft weht hin,
Bis ich geflügelt selber schreiten
Hinüber muß.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. [Von Freuden floß um mich vorzeiten]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AB24-0