[9] Frühling

Nun blühen wieder goldig schwer die Weiden
in meinem märzensonndurchglühten Moor,
als ob ich in das windzerschlißne Rohr
geworfen einen Knäuel gelber Seiden.
Als ob ich meines Winters süße Leiden
und seiner Wünsche hadernd lauten Chor
gepreßt in diesen feinen Seidenflor,
um so von ihnen freundlich mich zu scheiden.
Nun liege ich mit leidbefreiter Seele
und schaue ihnen nach aus Rohr und Ried
versenkt in sinnende Melancholie,
da rauscht's im Schilf, und eh' ich fort mich stehle,
da tanzt sie zu mir, die mich Winters mied,
und – hebt kokett ihr Röckchen bis zum Knie.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Sack, Gustav. Frühling. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B2ED-2