63. Auf Dr. J. G. Amsteins Tod

Ein heller Geist, ein mildes Herz,
Für alles Hohe Sinn, und reines, treues Streben,
Gefühl für fremde Not, für des Verlass'nen Schmerz,
Hat Gott zur Weihe dir, du edler Arzt, gegeben!
Er fristete durch dich so manches Menschenleben,
Ein früher Opfertod zog deines himmelwärts!
[332]
Zu kühn und oft bestiegst du schon das Ruttungsboot;
Ach! diesmal solltest du nicht mehr uns wiederkehren!
Wer eilend naht dem ersten Ruf der Not,
Sieht bald sein Irdisches im Flammenschlund verzehren!
Verklärten Geistern scheint die Glut ein Morgenrot,
Und auf die Asche fließen Zähren.
Bescheidner! nun ist uns vergönnt, dich laut zu ehren,
Daß manches Treugepflegten Dank,
Daß Thränen, wenn dein Sarg schon längst versank,
Dein edles Wirken auch die Welt noch kennen lehren!

Notes
Erstdruck in: Alpenrosen, Jahrg. 1819.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Salis-Seewis, Johann Gaudenz von. 63. Auf Dr. J. G. Amsteins Tod. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B43C-D