27. Berenice
Sie tritt hervor; ihr Kirschenblütenreiser
Enthüllt ihr Angesicht!
Lauscht, Nymphen, lauscht! Dryaden, lispelt leiser!
Ihr, Weste, atmet nicht!
Blüht glänzender, ihr Wiesenanemonen,
Seit euch ihr Fuß betrat;
O Cytisus, senk alle Blütenkronen
Auf meiner Holden Pfad!
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Holdselige! auf silbernen Narzissen
Weht rauschend ihr Gewand;
Der Angerklee strebt ihren Saum zu küssen,
Des Grases Halm die Hand.
Ein Rosenlicht umfließt die zarten Wangen,
Die stille Sehnsucht bleicht;
Ihr Auge schwimmt im schmachtenden Verlangen,
Von süßer Rührung feucht.
Wie aus des Munds halb aufgehauchter Blüte
Ihr Ätherodem flieht!
Die Lippen nun ein Lächeln milder Güte
Sanft in die Höhe zieht!
Vom Jugenddrang, der ihren Busen füllet,
Erbebt der Schleife Band;
Erbebt der Flor, so sorgsam überhüllet
Von ihrer Mutter Hand.
Wie sich ihr Haar, mit weichem Niederwallen,
In lose Ringel schlingt,
Und, der Natur aus offner Hand entfallen,
Auf ihren Gürtel sinkt!
Seht, wie der Hut, aus falbem Stroh gewoben,
Sich auf ihr Auge senkt!
Auch niedlich noch, wenn er, im Gehn verschoben,
Nachlässig seitwärts hängt!
Sie schwebt dahin, auf Lotus und Violen,
Mit leisem Feenschritt,
Wie Iris leicht, mit purpurhellen Sohlen,
Auf blaue Wolken tritt.
Ach! sie entschwand ins Grün der Gartenhütte,
Die Geißblatt dicht umlaubt.
Nun rausch, o Quell, durchwehter Kirschbaum, schütte
Noch Blüten auf ihr Haupt!