250. Die Kartoffelnkrankheit wird aufhören.

Jüngst fuhr ein Bauer mit einem Fuder Kartoffeln von [239] Northeim nach Einbeck. Unterwegs zerbrach eine Achse. Er spannte deshalb seine vier Pferde aus, um sich von dem nächsten Dorfe einen andern Wagen zu holen. Als er eine Strecke fortgeritten war, erhob sich auf einmal aus dem Chausseegraben ein kleiner Mann, der war vom Kopfe bis zu den Füßen ganz grau, und fragte ihn, wohin er wolle. Als der Bauer seinen Unfall erzählt hatte, erwiederte der Graue, er möge nur wieder umkehren, die Achse sei schon wieder hergestellt. Der Bauer wollte das zwar Anfangs nicht glauben, ließ sich aber doch bereden mit dem grauen Männchen umzukehren und fand, daß der Wagen ganz hergestellt war. Er spannte also die Pferde wieder an und setzte seinen Weg mit dem Unbekannten zusammen fort. Zur Belohnung bot ihm der Bauer dann einen Sack Kartoffeln an. Jener weigerte sich das Geschenk anzunehmen, bat aber um die Erlaubnis sich neun Kartoffeln aussuchen zu dürfen; diese wolle er sich in dem nächsten Wirthshause mit etwas Salz kochen lassen. Der Bauer war gern damit zufrieden. Als nun die Kartoffeln in dem Wirthshause gekocht waren, schnitt sie der kleine Mann in viele kleine Würfel. – Die Gaststube war aber ganz voll Menschen. – Dann sah er die zerschnittenen Stücke eine Zeitlang an und sagte, daß die Kartoffeln in diesem Jahre (1852) eine reichliche Ernte geben und nicht wieder krank werden würden; aber die Menschen würden sterben, wie die Fliegen. Darüber wunderten sich die Leute in dem Zimmer sehr und die Wirthin fragte ihn, wie er das so gewis sagen könnte? Der Graue erwiederte darauf: »was ich gesagt habe, ist so gewis wahr, als die Magd jetzt in der Küche todt liegt.« Die Wirthin eilte darauf in die Küche und fand dort ihre Magd todt auf der Erde. Da machten die Gäste, daß sie davon kamen.


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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 250. Die Kartoffelnkrankheit wird aufhören. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B977-5