1.
Ein Kärrner hatte das Unglück in dunkeler Nacht etwas an seinem Wagen zu zerbrechen. Er war nicht im Stande mit Hülfe seines Knechtes, der ihn begleitete, den Schaden zu bessern, namentlich das zerbrochene Rad wieder herzustellen, um so weniger, da seine Laterne ebenfalls verloren gegangen war. Zufällig befand er sich gerade an einem Orte, an welchem, wie er wuste, eine gespenstische Leuchte umgehn sollte. Da sprach er denn in seiner Verzweiflung: »ach, ich wollte, daß die Leuchte, die hier umgeht, käme und mir leuchtete!« Kaum hatte er das Wort gesprochen, so war auch schon die Leuchte bei ihm. Nun brachte er mit Hülfe des Knechtes den zerbrochenen Wagen wieder in Ordnung, band das Rad so gut wie möglich zusammen und besserte alles, was sonst noch zu bessern war, wobei ihm die Leuchte getreulich Licht gab. Dann begleitete sie ihn noch über die schwierigsten Stellen des Weges. Als er sie nicht mehr nöthig hatte, sprach er zu ihr: »ich habe gefleht, daß du kommen und mir leuchten möchtest, und du hast meinen Wunsch erhört; nun gehe auch du durch Gottes Gnade zu dem Orte der Ruhe, wohin du gehörst!« Alsbald hörte er eine Stimme, die jubelte vor Freude, dankte ihm herzlich und sprach, er habe sie mit diesem Worte erlöst, worauf sie schon seit zweitausend Jahren immer vergebens gewartet habe; so oft sie sich auch den Menschen zutraulich genähert habe, so wären diese doch immer scheu vor ihr geflohen, und keiner habe je das Wort gesprochen, wodurch sie hätte erlöst werden können, bis er es endlich ausgesprochen habe.