9.

Zur Zeit einer großen Theuerung, wo der Scheffel Korn drei Thaler kostete, kam ein armer Mann zu einem reichen Bauern in Heinade, um sich einen Scheffel Korn zu holen. Als nun das Korn schon eingemessen war und der Mann das Geld dafür aufzählte, fehlten ihm an den drei Thalern drei Groschen; er versprach zwar, so wie er wieder Geld verdient hätte, das Fehlende sogleich nachzubringen, allein der Reiche wollte davon nichts wissen, und so muste er das Korn wieder aus dem Sacke schütten. Da verwünschte der Arme den reichen Bauern, daß er nach seinem Tode ewig zwischen Himmel und Erde schweben möge. Der Bauer starb auch noch in demselben Jahre und ging nach seinem Tode als glühender Mann (glûe kërel) in der Hessengrund bei Heinade um, wo er von vielen Leuten gesehen wurde. Eines Abends kamen mehrere Leute des Weges, unter denen auch der Pastor war. Der glühende Mann war wieder da, und nun fragte ihn der Pastor, was sein Begehr wäre. Jener erwiederte: der arme Mann, welcher von ihm habe Korn kaufen wollen, dieses aber wieder habe ausschütten müssen, weil ihm drei Groschen gefehlt hätten, möge ihm doch verzeihen; darum möchten sie ihn bitten und dann am andern Abend mit demselben wieder an diese Stelle kommen. Der Arme war auch bereit ihm zu verzeihen, und so gingen sie am anderen Abend mit einander in die Hessengrund, wo der glühende Mann ihrer schon wartete. Der Arme, welcher den reichen Bauern verwünscht hatte, erklärte nun, daß er ihm verzeihe; doch jener verlangte, daß er ihm die Hand darauf gebe. Da reichte dieser, dem der Pastor gesagt hatte, daß er ihm die Hand selbst nicht geben dürfe, weil er einen Stock oder ein anderes Ding nicht bei sich hatte, den Zipfel (timpen) von seiner Jacke hin, der auch, sowie ihn der glühende Mann berührt hatte, sogleich ganz verbrannt abfiel. Seitdem ließ sich der Geist nicht wieder sehen.

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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 223. Der Landmesser. 9. [Zur Zeit einer großen Theuerung, wo der Scheffel Korn drei Thaler]. 9. [Zur Zeit einer großen Theuerung, wo der Scheffel Korn drei Thaler]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B9F4-9