138. Schätze bleiben unbeachtet.

1.

An dem Wege von Einbeck nach Dassensen steht eine alte Eiche. In der Nähe dieser Eiche soll ein Schatz vergraben liegen. Eines Abends geht ein Mann aus Einbeck nach Dassensen; als er nach dem Pinkler kommt, geht ihm die Pfeife aus. Bei dieser Eiche will er sie sich wieder anstecken, da sieht er im Grase Kohlen liegen. Er denkt es wären wirkliche glühende Kohlen, nimmt also nach einander vierzehn solcher Kohlen in die Hand und legt sie auf die Pfeife; aber jedes Mal wenn er sie in die Pfeife legt, gehen sie aus, und er wirft sie deshalb wieder fort. So kommt er nach Dassensen und erzählt den Leuten, was ihm begegnet ist. Diese lachen ihn aus und sagen, er hätte die Kohlen mitnehmen sollen. Er geht daher am andern Morgen wieder zu der Stelle hin, um zu sehen, wa es gewesen sei, und findet da vierzehn neue blanke Thaler.

2.

Ein Topfhändler aus Hohnstedt war an einem Sommertage nach dem braunschweigischen Dorfe Sievershausen gegangen. Als er Abends zurückkam, sah er auf dem Wege zwischen Ahlshausen und Sievershausen, da wo derselbe eine Biegung macht, von Ahlshausen her auf dem Kirchwege eine Leuchte rasch daher kommen. Er dachte bei sich, die Leuchte soll doch nicht eher zu der Biegung kommen als ich, und verdoppelte deshalb seine Schritte. Dennoch war die Leuchte auf einmal unmittelbar vor ihm. Nun sah er, daß es ein großer Kessel war, inwendig ringsum mit Ringen versehen, worin hell brennende Lampen waren. Er erschrak sehr, als er dieß sah, und fing an zu beten; als aber der Kessel trotz dem nicht verschwand, fing er an zu fluchen. Da erhob sich der Kessel mit einem Male in die Luft und flog nach der Hohnstedter Feldmark hin, nach einem Orte, der Warnecken Rot genannt wird. Am andern Tage ging der Topfhändler wieder nach Sievershausen und erzählte dem dortigen Krüger sein Abenteuer. [109] Dieser sagte ihm, er sei dumm gewesen, er hätte nur etwas darüber werfen sollen, so wäre der Kessel lauter Gold und Silber gewesen und ihm zu Theil geworden.

3.

Ein Mann ging von Bodensee nach Bilshausen. Auf der Mitte des Weges, ungefähr da, wo das DorfÖæshûsen gestanden hat, sah er am Ufer des Baches einen schwarzen Kasten stehen; er wollte ihn mitnehmen, doch dieser war so schwer, daß er ihn nicht von der Stelle bewegen konnte. Nach einigen vergeblichen Versuchen ging er nach Bilshausen, um von dort Leute zu holen, die ihm helfen sollten den Kasten fort zu schaffen. Als er dorthin gekommen war, sagten ihm die Leute: in dem Kasten sei ein Schatz gewesen; wenn er aber jetzt wieder hinkomme, so werde derselbe sicher schon verschwunden sein, er hätte nicht eher weggehn dürfen, als bis er ihn von der Stelle gerückt hätte. Dennoch ging er wieder zu der Stelle, wo er den Kasten gefunden hatte, aber er war fort.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 138. Schätze bleiben unbeachtet. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BED2-9