23. Die Stadt Einbeck.

1.

Wenn man im Alterthum eine Stadt baute, ward jedes Mal ein kleines Kind lebendig mit eingemauert. So geschah es auch bei Einbeck. Als der Bau der Stadt vollendet war, wurde ein anderthalbjähriges Kind mit eingemauert; man legte dasselbe zu dem Ende in eine Kiste und gab ihm noch einen Zwieback mit. Da sagte das Kind: nur einen Back! Davon erhielt die neu erbaute Stadt den Namen Einbeck.

2.

Als die Einbecker den Thurm auf der Rieswôrt bauten, hatte gerade ein Mann »sein Leben verschuldet.« Das Leben wurde ihm nun zwar geschenkt, aber er wurde auf Lebenszeit in den Thurm verwiesen, um als Wächter die Stadt und ihr Gebiet zu bewachen und die Annäherung von Feinden und Räubern durch Zeichen zu verkündigen. Zu dem Zwecke mußte er Nachts eine Laterne ausstecken. Damit er nun in dem Thurme [17] Gesellschaft habe, ward ihm eine Henne mit ihren zwölf Küchlein mit in den Thurm gegeben.

3.

Auf dem Wege von Einbeck nach der Klus kommt man an der Stelle vorbei, wo früher der Rothe Thurm stand, einer der acht Wartthürme, welche die städtische Feldmark umgaben. Als der Thurm noch stand, hat sich ein Mann Namens Kûz darin erhängt. Nachher ist der Thurm abgebrochen, aber die Stelle kann nicht beackert werden, weil jener sich hier erhängt hat und deshalb nichts da wächst. – Nach einer anderen Ueberlieferung ist ein Geist in den Thurm gebannt.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 23. Die Stadt Einbeck. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BFF9-B