Gebet

An Karl Graf Gröben.


Wir stehen hier aufs Sterben,
Der Tod ist uns ein Spott.
Laß uns den Himmel erben,
Du ewig treuer Gott.
[125]
Sind wir gleich voller Schulden
Und ohne großen Ruhm,
Wir sind dein Eigenthum,
Und du bist reich an Hulden.
Fern von den Thermopylen
Kommt uns ein ernstes Wort,
Wo wackre Streiter fielen
Als ihres Landes Hort;
Was Heiden haben könnten
Mit festem treuem Muth,
Das höchste sel'ge Gut
Wirst du den Christen gönnen.
Die für den Christ gestritten,
Sie scheinen herzuschau'n,
Die Glaubenstod erlitten,
Die Männer, Kinder, Frau'n,
Mit ihren Marterzeichen;
Die sel'ge Zeugenschaar
Scheint auch für unser Haar
Die Palmen herzureichen.
Der uns vorangeschritten
Ein Herzog in dem Schmerz,
Der Herr ist in der Mitten
Und spricht an jedes Herz.
Die Welt liegt in den Ketten
Der bösen dunkeln Macht,
Die Hölle zürnt und wacht,
Wer will die Welt erretten?
Es ist ein schönes Kriegen
In solchem heil'gen Haß,
Und auch erschlagen liegen
Im grünen kühlen Gras.
All' Sehnen und all' Streben,
Wie wird es leicht gestillt,
Bei Feldmusik entquillt
Der Brust das warme Leben.
[126]
Wir haben uns verschworen
Fürs Heil der ganzen Welt, –
Der wird zum Licht geboren,
Wer heute rühmlich fällt.
Das ist ein leichtes Sterben,
Das ist ein süßer Tod,
Wenn's gilt aus bittrer Noth
Die ew'ge Lust zu erben.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schenkendorf, Max von. Gebet. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C446-9