[366] An Ludwig Tieck

Einst war die heil'ge Schrift sammt den Legenden
Der Thespis-Karrn der rohen neuern Bühnen;
Dem Volk und Spielern, gleich an Einfalt, schienen
Die Possen nicht das Heiligste zu schänden.
Doch als die Kunst entwuchs den frommen Händen,
Da wollt' im Schauspiel niemand Gott mehr dienen,
Und stolze Geister durften sich erkühnen
Spott über jene Wunder auszusenden.
Du, in der Dichterbildung reicher Blüthe,
Bringst uns verwandelt wieder jene Zeiten,
Wo Adam auf der Bühn' erschien und Eva.
Ja, Dank sei deinem kindlichen Gemüthe,
Heiligst die Kunst, verschönerst Heiligkeiten,
Und machst zum Lied das Leid der Genoveva.

Notizen
Entstanden 1800. Erstdruck in: Athenaeum III.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. An Ludwig Tieck. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D171-F