[372] Der Dom zu Mailand

Anm. (von 1811). Dieses Wunderwerk der gothischen Baukunst ist dadurch in seiner Art einzig, das es von außen und innen mit weißem Marmor bekleidet, und die schlanke Thurmspitze ganz daraus erbaut ist. Der Ueberfluß an Marmor hat auch die Verzierung mit einer unzählbaren Menge Bildsäulen veranlaßt. Von einem deutschen Meister entworfen, ist das Gebäude nachher durch einen Architecten aus der Schule des Michel Angelo weitergeführt, und die Vorderseite nach dem Geschmacke der damaligen Zeit abgeändert. Endlich ist der Bau liegen geblieben, so daß im Jahre 1805 noch ein Theil des Daches bloß mit Holz gedeckt war. [Was durch Napoleon und die österreichischen Kaiser seitdem für den mailänder Dom geschehen, ist bekannt genug. Anm. d.H.]


Gebirge du von Pfeilern, Bogen, Mauern,
Mit deutscher Kunst des welschen Himmels Prangen!
An deinem hochgethürmten Umriß hangen
Die Blicke staunend halb und halb mit Trauern.
Ein steinern Heer von Vätern und Erbauern
Der Kirche hält dich, selbst ihr Bild, umfangen,
Und lehrt, wie wandelbar die Zeit empfangen
Wahrheit, so alle Zeit soll überdauern.
Der Chor vertieft sich ernst in farb'gem Lichte,
Doch Eitelkeit der klügelnden Geschlechter
Hat das Portal der alten Form entwendet.
Nun laßen sie, des Heiligen Verächter,
In nacktem Wust den Tempel unvollendet,
Und so verstummt die marmorne Geschichte.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Sonette. Der Dom zu Mailand. Der Dom zu Mailand. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D41C-A