[124] Achte Romanze

Altumajor sammelt wieder
Seine Heiden bei Corduba.
Hierher, dorther kommen Scharen,
Ibrahim, Seviliens Sultan,
Andr' aus andern Landen Spaniens,
Von Granad' und von Abula.
Wie der Heiden Volk versammelt,
Ward es bald dem Kaiser ruchtbar.
Der zog mit sechstausend Mannen
Froh hin, wie zu einem Lustkampf.
Da die Schlacht nun soll beginnen
Außen an der hohen Burg Wall,
Wählt er all die besten Ritter,
Reiht des ganzen Heeres Grundkraft,
Ordnet die zum ersten Haufen,
Stellt zum zweiten dann die Fußmacht,
In den dritten wieder Reiter,
So zu meiden jeden Unfall.
So auch stellen sich die Heiden,
Hatten wohl von jenen Kundschaft,
Ritter doch gemischt mit Fußvolk,
Dessen sah man bald die Ursach.
Larven standen bei den Rossen,
Grimmer Larven eine Unzahl,
Bärtig und gehörnt wie Teufel.
Wie bei höll'scher Geister Luftfahrt
Durch die wilden Wirbelwinde
Sich die innre Bosheit Luft schafft
In Gekreisch und wildem Schalle;
So erklingen, heulen furchtbar,
Töne seltsam von den Larven,
Zwischen dem Geklirr und Hufschlag,
Daß der Christen Rosse plötzlich,
Wie wenn sie des Bösen Wut faßt,
Unaufhaltsam, hiehin, dorthin,
Fliehn auf unwegsamen Fußpfad.
Schon gebrochen sind der Christen
Scharen alle durch den Unfall.
Karl ersinnt alsbalde Rettung,
Daß verschwinden gleich von Stund' an
Muß des eitlen Zaubers Trugbild.
Mit dem Kreuz, der Hölle furchtbar,
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Stellt Turpin sich in die Reihen,
Dann von Leinen manchen Umhang
Um der Rosse Haupt sie binden,
Daß der Zauber schwand von Stund' an.
In der Sarazenen Scharen
Ward alsbald ein grauses Blutbad,
Und es flog wohl hiehin, dorthin,
Mit dem Kopfe mancher Turban.
Nur die rote Fahne steht noch,
Die den Heiden wieder Mut gab;
Keiner flieht, so lang sie weht noch,
Die auf goldnen Wagens Grund stand,
Den acht weiße Stiere zogen,
Goldgeschmückt, als wie zur Prunkfahrt.
Gott vertrauend und der Rüstung,
Fest war die und unverwundbar,
Dringet Karol durch die Scharen
Zu der Fahne und wirft unsanft
Manchen Heiden tot danieder,
Dann die Fahne in das Blutbad.
Jetzt muß alles, alles weichen,
Niederfällt Seviliens Sultan.
Früh am Morgen nach dem Siege
Wird erstürmt die Burg Cordubas;
Altumajor unterwirft sich
Karlen, der ihm seine Huld gab.
Nun verteilt er auch die Lande,
Weil sein Teil allein der Ruhm war.
Portugal schenkt er den Dänen,
Wer mit in des Heeres Bund war;
Aragonien den Picarden
Und den Deutschen Andalusia;
Auch Nager' und Saragossa
Denen Griechen von Apulia,
Und für Baskla und Navarra
Wird Britanniens Heer sein Schuldmann;
Gibt den Franken dann Castilien.
In Galicien, das nicht fruchtbar,
Wollten nicht die Franken wohnen.
Karl war groß und allen furchtbar.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Roland. Achte Romanze. Achte Romanze. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D5BE-5