Heilige Sehnsucht

(Nach dem Lateinischen)


Es flog in Eil vorbei der Räuber-Adler,
Und schoß hinunter in das Todesmeer.
Die strengen Wächter sind der Frechheit Tadler,
Getreu bewacht der Hund den rechten Adler,
Die Schlange zischt von unten Gift uns her.
Wohl dunkle Nacht bedeckt die Welt in Klagen,
Die Erd' erbebt im ersten Morgenwehn.
O möchte endlich doch die Sonne tagen,
Und hoch der Sieger auf dem Sternenwagen,
Im Glanz das Kreuz am lichten Himmel stehn!
Laß durch die Schöpfung Deine Flammen schießen,
O Morgenstern! im Glanze des Gerichts;
Daß Ströme Lichts vom Himmel niederfließen,
So wie ein Ries' im Lauf, sich zu ergießen:
Erlös' uns von dem kalten, öden Nichts.

Notes
Erstdruck in: Friedrich Schlegels sämtliche Werke, Bd. 9, Wien (Jakob Mayer und Co.) 1823.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Heilige Sehnsucht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D7A7-7