Das Rätsel der Liebe

1802


Ob jugendlich der Dichter seine Trauer,
Von Herzen hingegossen, dar uns stellte,
Der alte Meister sie mit stiller Kälte
Im Steine ausgeprägt zu ew'ger Dauer;
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Ein Feuer ist's, hier glühend warm, dort lauer,
So schrecklich licht des Daseins Nacht erhellte,
Wo Schönheit will, wie auch die Satzung schelte,
Enthüllen nur der eignen Sehnsucht Schauer.
Kein Schicksal kann den Fluch vom Zaubrer wenden,
Das Wunderkind erblaßt noch auf den Stufen,
Begeistert muß des Helden Liebste enden;
So zeigen neu sich stets die alten Schmerzen,
Und keine Götter achten auf das Rufen,
Wo Liebe unbefriedigt klagt im Herzen.

Notes
Erstdruck in: Musenalmanach für das Jahr 1802, hg. von Bernhard Vermehren, Leipzig (Sommer).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Das Rätsel der Liebe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D82F-F