8.

Folgen hier einige Sagen:

1.

In einem einschichtigen Hofe auf der Haide ausser Ebnat hauste eine Bäuerin, bey welcher die Hexen ihr Stelldichein hatten.

Da kam einmal eine Nachbarin von Zeckenberg, und wie sie ins Haus trat, saß ein Hoinz oder Kater auf der Treppe, mit feurigen Augen und die Violine spielend. In der Stube aber selbst saßen sieben Katzen, gleichfalls die Violine spielend, und sieben nackte Weiber tanzten dazu. Der Kater war für die Achte auf der Passe. – Zu gleicher Zeit gingen Leute vorbey und hielten beym Hause, um am Brunnen zu trinken. Wie sie die Gaudi im Hause drinnen hörten, traten sie ans Fenster und schauten hinein. Drinnen aber sagte eine aus den Katzen: »es lurt.« Da sprangen alle Katzen auf, und die Fremden davon, um nicht zerrissen zu werden. – Es war Walburgisnacht.

[359] 2.

In der Oberpfalz befindet sich auf dem Lande die Düngerstätte mit der Odlhöhle vor der Thüre des Hauses; so auch vor dem Wirthshause zu Oberzell. – Der Nachtwächter hörte einmal vor der zwölften Stunde, als er im Orte zum Ausrufen ging, ein ungewöhnliches Heulen, Miauen und Klagen, wie wenn tausend Katzen beysammen wären und sich herumbalgten. Neugierig ging er dem Lärmen nach, bis er sie vor dem Wirthshause traf; da nahm er seinen Wächterspieß und schlug unter die Katzen. Ueber dem Lärmen waren aber auch die Leute aus dem Wirthshause aufgestanden, um nachzuschauen, was es gebe; da erblickten sie eine Menge Katzen, meistens rothe, obwohl im ganzen Orte keine von solcher Farbe war, und mitten unter ihnen den Nachtwächter, der um Hilfe rief.

Wie sie aber hinzukamen, lag er schon tod in der Odlhöhle und zwey der Katzen auf ihm, welche sich flüchteten, da es eben zwölf Uhr schlug. Der Nachtwächter ward leblos herausgezogen.

Allgemein glaubt man dort, daß es Hexen gewesen, welche den Mann, der sie beleidigte, umgebracht.

3.

Ein Geistlicher hielt sich einen Kodera, Kater; groß und schön war sie seine einzige Freude, daher auch bey dem Essen stets mit auf dem Tische zu Gaste.

Eines Abends wurde der Geistliche zu einem Kranken gerufen. Als er in der Nacht wieder heimkehrte,[360] sah er in einem Stadel vor dem Dorfe Licht und hörte Musik. Er ging drauf zu, was sah er? sein Kater saß da und geigte, andere Katzen aber sangen und tanzten.

Wie es wieder Essenszeit wurde, war der Kater der erste auf dem Tische; da sagte der Pfarrer, indem er ihn streichelte: »Kodl, Kodl, wo bist du gestern gewesen?« Er hatte aber die Worte noch nicht aus dem Munde, als die Katze schon zum Fenster hinaus war und sich nicht mehr sehen ließ. Neunburg v.W.

4.

Ein Bürger aus Neustadt ging Nachts von einem Dorfe nach Hause; auf dem Wege sah er in einem Felde Katzen in Frauenkleidern an einem Tische Mahlzeit halten; er trat hin und wurde von ihnen mit Kücheln beschenkt. Des andern Tages, als er zu Hause aufstand, gedachte er der Gabe; er langte die Kücheln aus seinen Taschen heraus, und siehe, es waren Kuhfladen.

5.

Ein Mann ging einst von Waldmünchen ins Gaig; sein Kater, bereits neun Jahre alt, blieb zu Hause. Auf dem Rückwege durch einen Wald hörte er Musik; er horchte auf: da sah er auf einem Baume die Hexen, und mitten drin seinen Kater. Erschrocken ging er beim, mit dem Gedanken, den Kater sogleich zu erschlagen. Dieser ließ sich aber nicht mehr blicken.

6.

Eine Dirn hächelte bey Tag. Die Bäuerin aber war eine Hexe, und während die Dirn über dem Hacheln[361] schläfrig wurde und zu natzen anfing, trat die Bäuerin als Katze zu ihr hin und stieß mit dem Kopfe immer so an sie hin, wobey sie sprach: »Kadderl, bafferd di, bafferd mi añ, hayst heind Nochd añ bafferd.« Da ward die Dirn zornig, ergriff die Katze, und stieß ihr die Gosch auf die Hachel hin, daß sie blutete. Wie es Abends zum Essen ging, hatte die Bäuerin das Gesicht verrissen und eingebunden. Sie war aber auch nicht im Stande gewesen, zu kochen; ein Knecht sah, wie ihr der Teufel hiezu half, und nun wußte man gewiß, daß sie eine Hexe sey. Treffelstein.

7.

Bey einem Müller sprachen öfter Mühlknechte, die keinen Platz hatten, um Arbeit zu; so viele aber hineingingen, kam keiner mehr heraus, und allgemein hieß es, die Müllerin sey eine Hexe. Da kam auch einmal ein Mühlknappe, um Arbeit zu suchen; er war aber gewarnt worden, und als er schlafen ging, nahm er ein geweihtes Licht brennend zur Seite, einen Säbel zu Kopfhaupten. Wie es eilf Uhr schlug, sprangendrey Katzen, eine schwarze, eine graue, eine weiße, auf den Tisch. Eine sagte zur andern: »hau das Licht ab!« aber es konnte keine hinan, denn das Licht war geweiht. Da wollte die Weiße mit aller Gewalt hinhauen; der Knappe aber nahm seinen Säbel und schlug ihr die Pfote ab, worauf alle drey zum Fenster hinaus flüchteten. Des andern Morgens ging er zum Müller hinunter, der sich freute, ihn zu sehen, und dann hinausging, um bey der Müllerin Suppe für ihn zu bestellen. Doch [362] bald kehrte er mit den Worten zurück: »Ich weiß nicht, was die Frau hat; sie liegt noch im Bette und gibt mir keine Antwort.« »Das glaube ich wohl,« erwiederte der Knecht, »geh nur wieder hin zu ihr und schau unter das Bett!« Da that es der Müller, und die Müllerin hatte nur Eine Hand und das Bett war voll Blut. Neuburg.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 8.. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E200-6