10.

Der Teufel war auf dem Wege nach dem Blocksberge in einer Walburgisnacht müde geworden; [251] so setzte er sich, um auszuruhen, auf das platte Dach des Kirchthurmes zu Vilseck, das eben unter ihm lag. Davon brach der alte morsche Thurm zusammen, und die Vilsecker mußten einen neuen bauen, den sie aber um so spitziger machten, als der erste stumpf war, damit der Teufel nicht wieder darauf rasten könne. So wurde der Vilsecker Thurm der spitzigste in der ganzen Oberpfalz. Das verdroß natürlich den Teufel; er nahm ein Felsenstück auf den Kopf und trug es gen Vilseck, um den Bau zu zertrümmern. Es war im Vilsecker Wald, wo er ein altes Weib, eine Schusterin und zugleich Vilseckerbötin, des Weges nach Hambach gehen sah. Diese frug er, »wie weit er noch nach Vilseck habe, er müsse dort den Thurm einwerfen.« Da öffnete die Alte ihren Zegerer voll alter zusammengebettelter Schuhe und erwiederte ihm: »So weit, daß ich alle diese Schuhe schon zugegangen habe; ich komme gerade von dort her.« »So weit kann ich den Stein nicht mehr tragen,« rief der Teufel voll Zorn und warf das Felsenstück mit solcher Gewalt hin, daß die Splitter, zentnerschwer, heute noch im Walde zerstreut liegen. Der Hauptstein aber, so groß wie ein Bauernhaus, fiel mitten im Walde auf eine Anhöhe; er zeigt noch die Spuren des Trägers, die Bratzen und den Kopf, letztern so groß, wie ein grosses Wasserschäffel. Es ist der Teufelsstein. Ringsum tönt der Boden hohl; daher die Sage, daß hier eine Ortschaft untergegangen.

Zum Andenken, daß ein altes Weib den Teufel geprellt, errichtete man auf der Anhöhe ein hölzernes[252] Kreuz, wovon sie den Namen Kreuzberg trägt. Jetzt steht dort ein Kirchlein.

Nach einer andern Sage aus Gefrees hatte aber Einer mit dem Teufel einen Bund gemacht, und als die Zeit um war, diesen gebeten, er möchte ihm nur so viel Zeit noch lassen, bis er, der Teufel, einen Stein, den er ihm zeigte, gen Vilseck getragen hätte. Dem Teufel dünkte diese Arbeit ganz leicht, er nahm den Stein und trug ihn fort. Anderthalb Stunden vor Vilseck begegnet ihm eine Alte; die frägt er, wie weit er noch habe. Als aber die Antwort erfolgte: »noch drey bis vier Stunden,« ward der Teufel zornig und warf den Stein mit den Worten hin: »Wenn nur der Teufel das Vilseck einmal holen thäte!«


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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 10. [Der Teufel war auf dem Wege nach dem Blocksberge in einer Walburgisnacht]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E3B9-F