§. 24. Die Heimkehr.

Wenn es Zeit wird, daß die Gesellschaft auseinander geht, so gegen 2 oder 3 Uhr Morgens, wird jeder Gast von den beyden Hochzeitleuten bis zur Thüre begleitet und mit einem Krug Bier geehrt, der ausgetrunken werden soll: daran nehmen Wirth und Wirthin Theil, auch arme Leute kommen und helfen trinken. Schönthal.

Beym Fortgehen werden die Gäste auch von den Musikanten gegen ein Trinkgeld hinaus- und heimgeblasen. Dafür geben diese Geehrten vor der Thüre noch ein Schnadahipfel oder einen Juschroa zum Beßten. Dieses Heimblasen ist meistens polizeylich verboten. Falkenstein.

[110] Manchmal sucht sich auch das junge Paar unbemerkt davon zu machen. Der Brautführer aber kennt diese Schliche aus seiner Praxis und sendet ihnen unverweilt die Spielleute nach, um sie zurückzublasen.

Ist Alles zu Ende, so führt der Bräutigam seine Braut heim, sey es in sein Haus oder zu ihren Aeltern zurück. Die Sitte ist in dieser Beziehung verschieden. Zu Rötz führt der Bräutigam zu Fuß oder im Wagen die Braut nach Hause, nicht zu sich, sondern in der Aeltern Haus, wo sie noch etwa acht Tage verweilt, bis sie mit dem Kammerwagen als junge Bäuerin in ihrem Hofe einzieht. Rötz.

Zu Treffelstetn wird die Braut von dem Brautführer ins Bett geleitet, damit sie die Erste im Bette sey: es ist aber derweil schon so eingerichtet, daß der Bräutigam, wenn er nachkömmt, beym Einsteigen in das Bett, zum großen Vergnügen der Gäste, welche vor der Thüre horchen, durchfällt.

Dieser Brauch, den Bräutigam in solcher Weise zu überraschen, geht durch die ganze Oberpfalz; man näht das Bett zusammen, legt ein Scheitholz hinein u.s.w.

Auch bei Tiefenbach kehrt die Braut noch auf drey Tage zu ihren Aeltern zurück.

Zu Neunburg werden die Brautleute zusammen nach Hause begleitet: vor der Nase aber schließt sich die Thüre; dafür wird ihnen an einer Schnur ein Krug Bier herabgelassen, um sie zu bewillkommen und ihnen den Johannessegen zu reichen.

Bey Waldmünchen zieht zwar die Braut gleich bey[111] dem Bräutigam ein: doch darf er die ersten drey Nächte nicht mit ihr zusammenschlafen, weil sonst Glück und Segen weichen würde.

Wer zuerst das Brautbett besteigt, gewinnt die Herrschaft. Velburg.

Die Träume in der Brautnacht sind von Bedeutung. Neustadt.


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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 24. Die Heimkehr. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E596-D