8.

Am weitest verbreiteten ist aber das Bettbrett-Treten; jedes Mädchen in jedem Dorfe kennt es, oder hat doch davon gehört.

Das Mädchen steht am Andreas- oder Thomas-Abende um eilf Uhr Nachts auf, zieht sich aus, kämmt [141] die Haare rückwärts und kehrt das Zimmer hinter sich, das Gesicht gegen das Fenster, mit einem ganz neuen Besen, den sie zum Kehricht in den Winkel stellt.

Dann zieht sie ein Kopfbrett unter dem Bett hervor, lehnt es gegen die Bettlade etwas schräge, stellt einen Fuß darauf und sagt folgenden Spruch:


Bettbred, I tritt di,

Laß mir erschein

Den Herzliebsten mein!


Um Mitternacht geht dann das Bild des Zukünftigen durch das Zimmer. Amberg.

Einige behaupten, es sey der Geliebte leibhaftig, Andere dagegen meynen, es sey der Teufel in jenes Gestalt. Für die erste Meynung gebe ich eine Sage als Beleg.

Bey seinem Erscheinen legte der Geliebte einen Dolch auf den Tisch. Das Mädchen voll Angst barg ihn in ihrem Kasten. Wirklich ward sie Braut des Erschienenen, und lebte ganz glücklich in dieser Ehe. Nach mehreren Jahren bedurfte man einer Kiste; man stürzte nun jenen Kasten, und es fiel der verborgene Dolch heraus. Der Gatte erkannte ihn sogleich für den seinigen, frug seine Frau, wie sie dazu gekommen, und als sie es ihm gestanden, ward er rasend über der Erinnerung an das, was er bey seinem Vorrufen Alles erduldet, und erstach mit demselben Dolche erst seine Frau, dann sich. Amberg.

Der Geliebte, welcher in dieser Weise gerufen wird, [142] soll nämlich fürchterlich viel zu leiden haben. – Zu Tiefenbach erschien aber der Böse in Gestalt eines Jägers mit dem Gaisfuße.


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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 8. [Am weitest verbreiteten ist aber das Bettbrett-Treten; jedes Mädchen]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-EA92-9