605. Der Ritter von Falkenberg.

Von A. Lindner. – Zwischen Falkenberg und dem Schlosse Neuhaus erblickt man Felsentrümmer in der Waldnaab.


»Ich bin der Graf von Falkenberg,
Reit' in das Land hinein,
Wo ich ein' schöne Maid erblick',
Darf sie nicht spröde sein.«
Dort an der Mühle kühlem Grund
Im grünen Naabgefild
Ein lieblich Mägdlein Linnen bleicht
Mit Augen wundermild.
Sein Roß lenkt von dem Wege ab
Zur Wiese Kuno hin,
»Ist's nicht der Herr von Falkenberg?
Er führt nicht Gut's im Sinn.«
Die Maid entflieht, ein flüchtig Reh,
Bis an des Ufers Rand;
Entehrung dort und hier der Tod, –
Doch rasch sie sich ermannt.
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Und mit dem Ruf: »Daß Gott genad!«
Stürzt sie die Fluth hinein;
Nicht wie der Mensch erbarmungslos
Wird ihr die Welle sein.
Doch Kuno folgt am Fuß ihr nach,
Erreicht ist fast das Ziel:
»Du süße Maid entkommst mir nicht,« –
Doch plötzlich ist es still.
Verwundert blickt die Jungfrau um
Sieht nirgends eine Spur
Von Ritter und von Knappen nichts,
Als rohe Felsen nur.
Wenn zum Gebet die Glocke ruft,
Da wimmert's im Gestein;
Der Wandrer lauscht dem Klageton,
Es soll der Ritter sein.

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. 605. Der Ritter von Falkenberg. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F460-E