954. Der Schatz auf Scharfeneck.

Mündlich.


Etwa drei Stunden von Landau, tief zwischen Bergen versteckt, liegt das Dorf Dernbach. Oestlich davon läuft eine bedeutende Höhe aus, [29] auf deren Felsenstirne sich die ausgedehnten und festen Ruinen der Burg Scharfeneck erheben, welche ehemals den Grafen von Löwenstein zugehörte. Von dieser Burg gehen folgende Sagen.

Von allen Schätzen, die ehemals hier aufgehäuft waren, scheint nur ein kleiner Theil fortgekommen zu sein; denn ein Ritter und sein Sohn, welche beide verdammt wurden, in der Ruine zu wandeln, bis sie Jemand erlösete, letzterer wegen Ungehorsams gegen seinen Vater und ersterer wegen schrecklicher Verfluchung des ungerathenen Sohnes, hüten noch heutzutage große Reichthümer daselbst. Mit der Erlösung Beider und dem Heben der Schätze hat es aber seine Schwierigkeit. Ein Landmann aus der Nachbarschaft stieg einmal mit dem größten Verlangen nach denselben den hohen Burgberg hinan, als sich Jemand zu ihm gesellte, der sich freundlich, jedoch nur durch Geberdenspiel, mit ihm unterhielt. Unvermerkt führte dieser den Landmann in ein von ihm bisher noch nie bemerktes Gewölbe der Burg, worin eine große eiserne Kiste stand, auf der ein hübscher Blumenstrauß lag. Der stumme Begleiter bedeutete dem Bauer, den Strauß zu nehmen. Ahnend, was es hier geben sollte, griff er auch zu. Sogleich aber verwandelte sich der Strauß in einen entsetzlichen Hund, den der erschrockene Landmann mit der Hand hielt. Als er sich von seiner Betäubung etwas erholt hatte und die funkelnden Augen und den geöffneten Rachen des Thieres erblickte, rief er in der Verzweiflung: Jesus, Maria! und in demselben Augenblick war die Kiste sammt dem Schatze verschwunden, er selbst aber draußen in der Burg. Seitdem konnte sich Niemand dem Schatze nähern.

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TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Dritter Band. 954. Der Schatz auf Scharfeneck. 954. Der Schatz auf Scharfeneck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FF69-6