Die zwei Schwesterseelen

Schön ist Ludovika's Seele,
Der Zauberin mit Farben;
Schön ist Regina's Seele,
Der Zauberin mit Tönen;
Zwei Flammen Gottes fuhren sie,
Einander traulich umschlingend,
Aus der Hand des Menschenbilders,
Um der Erde Schmuck zu sein.
Ha, da sind sie nun –
Die zwei sich traulich umschlingenden
Gottesflammen,
Und zaubern mit Farben
Und zaubern mit Tönen;
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Aber was ist der Farben Zauberei,
Der Töne Zauberei
Gegen Ludovika's Madonnablick?
Gegen Regina's Herrscherblick?
Was Farbengemisch und Tonsturm
Gegen die Flämmchen voll Engelgefühl,
Auf Ludovika's Wange spielend?
Gegen die himmlische Gluth,
Die Regina's Antlitz verklärt?
Wenn Regina liegt an Ludovika's Busen,
Wenn Ludovika niederblickt
Auf ihre freundschaftathmende
Engelschwester;
Dann liebäugeln die Sterne,
Und aus Düften des Monds blicken Geister des Himmels
Und belächeln die Schwesterseelen.
Gott aber, der Wonneschaffer,
Thaut Segen auf sie und spricht:
Ludovika, Regina,
Lebt miteinander,
Sterbt miteinander!
Einst einigt euch ewig mein Himmel!
O Glücklicher! dem Regina
Den Himmelsgedanken zuhaucht:
Ich liebe dich! ewig die Deine!
Beneide kein Königsdiadem,
Keinen Kaiserthron,
Denn, Regina liebt dich!

Notes
Erstdruck nicht ermittelt.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schubart, Christian Friedrich Daniel. Die zwei Schwesterseelen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-00FF-F