[69] 32.

Horch, es ertönte der Park von des Volksschwarms dumpfem Gemurmel,
Rasch in den Gängen des Hains wogte die Welle der Lust;
Freund' und Freunde begegneten hier sich im bunten Gedränge:
Traulich vereinte das Fest Jene, die nimmer sich sahn.
Rauschend streifte das seidne Gewand an dem leinenen Kleid hin,
Gegen die Perle von Glas blitzte der goldene Schmuck;
Was sich gepflegt in der Sonne des Glücks, was bang' in des Unglücks
Frosthauch bebte, vereint prangt' es im Kranze der Lust.
Magisch umfloß das romantische Bild hellschimmernd der Lampen
Irrender Schein, durchs Grün gaukelte golden der Glanz;
Ringsum schien's als sänken zum irdischen Pfad die Gestirne,
Daß sich dem Himmel genaht wähnte das selige Herz.
Beide durchwandelten wir des Gesträuchs dufthauchende Dämmrung,
Traulich schmiegte dein Arm weich an den meinigen sich;
Kaum erst kannten wir uns seit wenigen Stunden, der Zufall
Führt' uns zusammen, und schnell fesselt der spielende Gott.
Damals nannt' ich dich Gnädige noch, doch ahnte mein Herz schon,
Freundliche würd' ich dich einst nennen und reizende Frau.
Schnell wie die Bien' um den rosigen Kelch, so spielt um den Mund dir
Tändelnder Witz, doch er hielt friedlich den Stachel zurück.
Fröhlich entschwamm auf dem Silbergewölk des beweglichen Leichtsinns,
Haschend die wechselnde Lust, rasch der beflügelte Geist:
[70]
Doch oft kettet' ihn süß das Gefühl, und den luftigen Flüchtling
Führt' in des zarteren Glücks stillere Lauben die Huld.
Vielfach wandest du mir um den Sinn die bezaubernde Fessel,
Mächtiger ward dein Reiz stets mit des Sieges Begier,
Lächelnd sahst du mich an, und es schwebt' in dem Blick der Triumph dir,
Daß du gesiegt, und leicht schien dir der spielende Kampf.
Aber dich trog dein Wahn, Schlausinnige; sieh, es ermannte
Rasch sich der Geist, vom Netz wand der Gefangne sich los.
Keck nun hob er das eigne Panier, und es kämpfte mit Leichtsinn
Leichtsinn, und mit dem Stolz rang der erwachende Stolz.
Was du mich lehrtest, ich gab es zurück, und ein schützender Gott lieh
Geist mir und Wort und der List täuschendes Gaukelgewand.
Doch es entstahl der Idalische Gott schlau spähend des Schicksals
Wage dem Zeus, und warf doppelte Loose hinein;
Hoch nun hob er sie auf; doch sie hing gradlinig, und Keinem
Drohten die Band' und es sank Keinem die Schale des Siegs.
Lächelnd sahst du mich an und beschämt: doch ehrt' in des Gegners
Listigem Spiel dein Geist willig die eigene Kunst.
Schlauer, sprachst du, wir kämpften um Ruhm jetzt: aber es künde
Künftig ein schwererer Kampf, ob in der Liebe du siegst.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schulze, Ernst. Gedichte. Elegieen. 32. [Horch, es ertönte der Park von des Volksschwarms dumpfem Gemurmel]. 32. [Horch, es ertönte der Park von des Volksschwarms dumpfem Gemurmel]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0532-4