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Ich schlief mit meinem Vater in einer Kammer unseres Hauses. Eines Nachts im Sommer 1883 erwachte ich von einem eigentümlichen Geräusch. Es klang wie das Röcheln eines schwer Leidenden oder Zähneknirschen eines Zornigen, setzte ab und zu auf Augenblicke aus, um dann um so stärker wieder zu beginnen. Auch mein Vater wurde schließlich wach [189] und fragte, was da los wäre. Wir lauschten eine Weile und standen dann auf, um die Sache zu untersuchen. Wir gingen durch alle Zimmer, wanderten in Begleitung unseres Hundes um die Wohnung, entdeckten aber nichts. Zuletzt stiegen wir auf den Boden des Hauses und ließen diesen durch den Hund absuchen. Nirgends eine Spur eines Wesens, von dem das Geräusch herrühren konnte. Wir legten uns wieder zu Bett, hörten noch eine Weile das Röcheln und schliefen dann ein. Einige Monate später kam ein 13jähriges Mädchen zu uns ins Haus, das die Schule am Orte besuchen sollte. Ihre Schlafkammer lag neben dem Zimmer, in dem der Vater und ich schliefen. Da in der ersten Nacht, als das Kind in unserm Hause schlief, wurden wir wieder von den eigenartigen Tönen aufgeweckt, die uns schon einmal die Nacht verdorben hatten. Hörst Du was? fragte ich meinen Vater. Jawohl höre ich was, erwiderte er. Alsbald sprangen wir aus dem Bett, kleideten uns an und begaben uns auf die Suche. Als wir an die Kammer des Mädchens kamen, hatten wir den Sitz des Spukes entdeckt. Von dort kamen die Geräusche. Wir öffneten die Tür und hörten die Schlafende ganz mächtig schnarchen, es klang wie das Röcheln, das uns heute und früher erschreckt hatte. Beruhigt entfernten wir uns, wir wollten die Nachtruhe der Schläferin nicht stören, sorgten aber dafür, daß uns das Mädchen in der Folge nicht mehr den Nachtschlummer verdarb. (Vechta.)

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Vierter Abschnitt. Vorgeschichten. Nachträge. u. [Ich schlief mit meinem Vater in einer Kammer unseres Hauses. Eines]. u. [Ich schlief mit meinem Vater in einer Kammer unseres Hauses. Eines]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2578-C