194. Die Teufel.

Die Teufel sind, wie bereits bemerkt, zum großen Teil aus den Wiedergängern hervorgegangen oder aufs nächste mit ihnen verwandt, so nahe, daß beide nicht immer von einander unterschieden werden können. Der Wiedergänger Tun und Treiben, ihre äußere Erscheinung, die Mittel, sie zu vertreiben, sind vielfach gleich. Mitunter hat auch diese Art von Teufeln Menschengestalt. Auch als feurige, über und über glühende Kerle sieht man sie, verdammte und zu Teufeln gewordene Wiedergänger, welche das von den Hexen heraufbeschworene Gewitter begleiten (Saterl.) Häufiger nehmen die Teufel Tiergestalten an, so die des Hasen, namentlich des dreibeinigen (Lunkebeen, Hinkebein), des Schweines, des Raben, der Elster, der Fliege, des schwarzgehörnten Schafbocks usw., vor allen anderen Gestalten lieben sie die des Hundes.

a.

Vor vielen Jahren versammelten sich die jungen Leute beiderlei Geschlechts in Dwergte (Gem. Molbergen) abends in einer dunklen, von hohen Eichbäumen eingefaßten Gasse. Eines Abends bemerkten die Versammelten in ihrer Mitte einen großen schwarzen Hund mit glühenden Augen. Der Hund ging [311] von einem zum andern. Von da an wurde die Gasse gemieden, die Zusammenkünfte hatten ein Ende.

b.

In Cappeln wandelt der Teufel allnächtlich mit einer dicken Kette von Pastorsmühlen, einer Wiese, nach Pastorswinkeln. Zuweilen sitzt er, einen dreieckigen Hut auf dem Kopfe, hinter einem Baum.

c.

In Wardenburg erzählt man, früher hätten zu dem Osterfeuer sich stets zahlreiche, auch erwachsene Zuschauer eingefunden und das Feuer umtanzt. Da sei einstmals der Böse in Gestalt eines Schweines aus dem Feuer gekommen und habe sich vor einer bestimmten Person aufgestellt, um mit ihr zu tanzen.

d.

Der Nachtrabe, welcher sich nur im Frühling und Herbste spüren läßt, ist ein unheimlicher Vogel. Nur höchst selten sieht man ihn; er hat einen runden Kopf von der Größe eines Kinderkopfes, und der Kopf sieht aus wie ein Bündel Lumpen (Plünnen). Oefter, aber nie ohne Grauen, hört man sein heiseres Geschrei. Manche halten ihn für den leibhaftigen Teufel (Huntlosen). – Der Teufel als gewöhnlicher Rabe 195b.

e.

Ein Bauer zu Menslage hat vor dreißig Jahren ein von ihm schwangeres Mädchen an einer Pferdekuhle ermordet, aber wegen mangelnden Beweises war ihm nichts anzuhaben. Derselbe ging eines Abends durch Quakenbrück, da bemerkte ein Fremder, der eben vorbeigegangene Mensch müsse ein großer Verbrecher sein, denn ein schwarzer Hund sei ihm gefolgt; lange werde es übrigens jener nicht mehr treiben, denn der Hund sei seiner Ferse schon ziemlich nahe. Einige Zeit darauf ist der Bauer, der nach dem Morde noch drei Frauen gehabt hat, an derselben Pferdekuhle tot gefunden.

f.

Ein Jüngling begleitete spät abends seine Tante nach Hause. Sie mußten über einen Kirchhof. Dort fragte ihn die Tante, ob er sich auch fürchte, allein heimzukehren. »Ich?« sagte der Jüngling, »wovor sollte ich mich fürchten? ich glaube weder an Gott noch an den Teufel.« »O Junge«, rief die Tante, »spotte nicht, glaubst du nicht an einen Gott?« »Nein«, sagte er, »ich habe ihn noch nie gesehen.« Als er endlich Abschied nahm, kehrte er fröhlich seinen Weg zurück. Kaum war er eine Strecke gegangen, so gewahrte er einen großen Hund, der ihn an seiner rechten Seite begleitete und kein natürlicher Hund war, denn er hatte Augen wie eine Untertasse, einen Schwanz wie ein Wagenrad, seine Größe war die eines Rindes. [312] Der Hund verfolgte den Jüngling bis an die Haustür, und als dieser geängstigt in die Wohnstube trat, fiel er sogleich in Ohnmacht, ist auch lange nachher krank gewesen. (Langwarden.)

g.

Als einst zwei Männer abends von Vechta nach Lutten gingen, begegnete ihnen der Teufel, der dort als großer Hund zu wandeln pflegte, und blieb vor ihnen stehen. Der eine war sehr furchtsam und fing an zu beten, der andere aber sagte: »Du Narr, das hilft dir nichts, davon geht er nicht weg; sondern man muß ihn wegfluchen.« Und darauf fing er an zu fluchen, daß dem andern die Haare zu Berge standen, aber der Hund verließ sie und kam auch nicht wieder.

h.

Ein Knecht in Astrup, Ksp. Visbek, hatte die Gewohnheit, daß er an den meisten Abenden, wenn alle zu Bette waren, noch heimlich aus dem Hause ging, um nach den Mädchen zu freien oder vielmehr dieselben zu necken. Er war so weit gekommen, daß er es nicht mehr lassen konnte. Als er nun auch an einem Abend aus dem Hause ging und über ein Geländer stieg, stand ein großer schwarzer Hund vor ihm, und wie er wieder zurück über das Geländer springen wollte, sah ihm über das Geländer ein anderer, ebenso großer und schwarzer Hund entgegen. Er stand wie versteinert, und die Hunde glotzten ihn mit ihren großen feurigen Augen an. Er geriet in Angst und Schrecken, und da er keinen Ausweg sah, fing er an zu schreien und zu rufen, bis seine Hausgenossen ihm zu Hilfe kamen. Diese sahen aber nichts. Er wurde nun tüchtig ausgelacht, aber er ist niemals wieder abends ausgegangen.

i.

Zu Wöstendöllen im Busche geht ein großer schwarzer Hund. Einst kam ein Mann spät in der Nacht von Rechterfeld durch den Busch, und als er nun auf die Brücke gelangte, stand auf derselben ein großer Hund. Der Mann war nicht furchtsam, hatte auch einen guten Stock in der Hand und sagte: »Gehe zurück, oder ich schlage dich auf den Kopf!« Da der Hund aber nicht weichen wollte, erhob er seinen Stock und schlug damit einen tüchtigen Schlag nach dem Hunde, aber er schlug, als wenn nichts vor ihm wäre, auf die Brücke. Schnell führte er noch mehrere kräftige Schläge, aber er traf nichts und schlug immer durch den Hund hin. Da sprang der Mann zur Seite und ging so dem Hunde vorbei. Als er [313] sich nun nach dem Hunde umsah, ward dieser so groß wie ein Pferd und verschwand dann auf derselben Stelle.

k.

Nachts zwischen zwölf und eins läuft in der Stadt Oldenburg ein großer schwarzer Hund herum. Er läuft durch alle Tore, und früher, als noch die Tore in der Nacht gesperrt wurden, haben ihn die Wächter sehr oft gesehen. Noch jetzt sieht man ihn manchmal, am meisten da, wo ehedem das Harentor gestanden hat.

l.

Früher ging jede Nacht ein großer schwarzer Hund vor dem Neuenburger Schloßtore (Ksp. Zetel). Es wurde mehrfach auf ihn geschossen, doch kein Schuß tötete ihn. Endlich wurde ein Gewehr mit einem Kreuzknopfe geladen und abgeschossen. Der Mann, der den Schuß tat, stürzte zu Boden, und das Blut lief ihm aus dem Munde. Seit der Zeit ist aber der Hund verschwunden.

m.

Auf dem Mühlendamm bei Schmalenfleth, Ksp. Golzwarden, geht nachts ein großer Hund, dessen Begegnung Unheil bringt. – Zwischen Oythe und Füchtel geht nachts ein großer schwarzer Hund hin und her. – In Altenoythe kommt abends ein Mann mit seiner Schiebkarre vom Felde, als plötzlich ein Hund auf die Karre springt, und der Schieber ist nicht imstande, das Gefährt von der Stelle zu bewegen. – Ein Mann ritt abends von Vechta nach Goldenstedt. Bei der Grenzbrücke kommt ein großer schwarzer Hund aus dem Graben und begleitet ihn bis zu dem Punkte, wo der Weg nach Barnstorf abbiegt, dann ist er plötzlich verschwunden. – Unter der Brücke bei der Landskrone (Dinklage) spukte ein schwarzer Hund. Ein Mann, der über die Brücke ging, sah sich von ihm verfolgt und schlug nach dem Hunde mit einem Seil. Der Hund ging von dem Schlage in der Mitte durch und auch wieder zusammen. Der Wanderer machte sich erschreckt davon. – Noch von zahlreichen anderen Orten wird berichtet, daß des Nachts ein großer schwarzer Hund, unter welchem man sich regelmäßig den Teufel vorstellt, durch die Straßen wandele. Selten wird der Hund ausdrücklich Teufel genannt, wie das Volk die Benennung böser Wesen mit ihrem wahren Namen überhaupt nicht liebt, aber es leidet keinen Zweifel, daß der Teufel gemeint ist. Dies ergeben z.B. die Erzählungen zu 196.


Vgl. außerdem 197b, ff, g, 204v, 205 u. e. 282b.

[314] n.

Der Augustener Schiphower erzählt in der handschriftl. Chron. archicom. Oldenb. (ca. 1505) von einem Ritter, der nach seinem Tode wiederging, und zwar erschien derselbe zu Pferde. Schiphower erwähnt dabei: »Daß aber die Pferde, auf welchen die Seelen Verstorbener reiten, Dämonen sind, beweisen viele Zeugnisse der Geschichte und der Heiligen, wie es auch dieser Fall ergibt.« Der Weg, welchen die Erscheinung nimmt, führt an einem Kreuze vorbei. Aber der Reiter mit seinem Pferde floh vor dem Angesichte des Kreuzes und umkreiste es so lange, bis er vor den Augen der lebendigen Zuschauer, welche jenen Weg weiter verfolgten, verschwand.


Vgl. 196c.

o.

Vor vielen Jahren will ein Mann aus Altenoythe am Wege, der vom Pfarrhause nach der Chaussee führt, einen großen schwarzen Hund mit großen feurigen Augen gesehen haben. Als er mit dem Stock darnach geschlagen, sei es gewesen, als hätte er einen Baumstamm oder Balken getroffen. Der Hund sei dann auf einmal weg gewesen. Als er darauf bis zur Chaussee gegangen, habe er deutlich gesehen, wie ein Hase mit einer brennenden Laterne am Halse an ihm vorbeigelaufen sei.

p.

In Rechterfeld (Gem. Visbek) ist ein Bauer gewesen, in dessen Keller es gespukt hat. Nacht auf Nacht hat es ein Poltern im Keller abgesetzt, daß die Leute im Hause vor Angst nicht haben schlafen können. Zuletzt sind sie zu einem Mann in Barnstorf gegangen, mit Namen Jan van Dickel, von dem es geheißen hat, daß er den Teufel besprechen oder austreiben könne. Dieser ist gekommen, hat einen Pfahl im Keller tief in den Boden geschlagen, ein Seil daran befestigt und dieses Seil durch die Kellerluke nach draußen geleitet. Dann hat er den Leuten aufgetragen, an dem Seil zu ziehen, währenddes er in einem Buche gelesen oder gebetet hat. Die Leute haben gezogen und gezogen und den Pfahl nicht aus dem Boden ziehen können. Zuletzt hat Jan van Dickel erklärt, der Teufel hielt den Pfahl fest und wäre aus dem Keller nicht herauszubringen. Der Bauer hat darauf den Keller zugefahren und der Spuk ist zu Ende gewesen.

q.

Ein Bauer in Calveslage (Gem. Langförden) hat im Sommer und Herbstabends seine Pferde nach einer Wiese bei Bardel bringen lassen. Der Großknecht ist neugierig gewesen, ob der Junge auch bange sei, hat sich einst in der Nähe der Wiese im Gebüsch versteckt und ist dann, als der Kleinknecht mit den Pferden herangekommen, mit einem weißen Tuch um [315] die Schultern auf ihn zugegangen. Zufällig sieht er einmal zur Seite und bemerkt, daß ihm eine große schwarze Gestalt folgt. Eine große Angst überfällt ihn und er rennt spornstreichs davon. Der Kleinknecht, ein furchtloser Junge, ruft: »Ei seht doch, da läuft ein Schwarzer hinter einem Weißen her.« Der Großknecht hat sich, zu Hause angelangt, sofort ins Bett gelegt und ist lange krank gewesen. Die betreffende Wiese heißt noch heute Spukwiese.

r.

In einer Wiese in Bahlen (Gem. Dinklage) befindet sich ein mit großen Bäumen besetzter Wall, der Teufelsknapp genannt. Dort treibt der Teufel sein Wesen. Ein Mann hatte Holz von diesem Walle auf eine Schiebkarre geladen und diese über Nacht stehen lassen. Als er sie am andern morgen holen wollte, sah er den Teufel in Gestalt eines Hundes auf der Karre sitzen. Andere haben gesehen, wie der Teufel auf einen Baum kletterte, sich an den Zweigen hangen ließ und Feuer spie. – Eine Holzung bei Bahlen wollte niemand betreten. Ein Mann war durch diesen Wald gegangen und hatte ein Feuer dort gesehen und beobachtet, daß der Teufel mit einem Pferde durch das Feuer ritt. Er lief fort mit dem Rufe: »In den Tannen ist die Hölle, und der Teufel reitet in dem Feuer herum.«

s.

Eine Flur zwischen Lindern und Kleinen Ging heißt Jammertal. In den Siepen vor dem Jammertal wütete der Teufel als schwarzer Hund. Wer des Weges kam, dem sprang er auf den Rücken, und weil dann der Passant zu jammern anfing, hat die Gegend den Namen Jammertal erhalten.


(Vgl. 186n, wo der Teufel einen Sonntagsjäger von der Sonntagsentheiligung abbringt.)

t.

Bei einem Bauer in Suhle (Gem. Lastrup) war es im Schafstall nicht richtig. Jeden Morgen lag ein Schaf tot im Kaven. Die Leute wandten sich an den Pastor. Dieser kam, und am folgenden Morgen lagen zwei Schafe tot aber kreuzweise übereinander. Fortan kam ein Todesfall nicht wieder vor.

u.

Ein Kartenspieler von Kneheim pflegte mit seinen Knechten nach Hemmelte zu gehen, um dort zu spielen. Sie spielten oft die Nächte durch, sodaß sie zuweilen den Sonntagsgottesdienst darüber versäumten. Einst kehrten sie nachts zwischen 12 und 1 Uhr von Hemmelte zurück. Als sie den Grenzbach erreicht haben, folgt ihnen ein großer schwarzer Hund, [316] welcher beständig ruft: »Pik ist Trumpf!« Die Spieler rennen wie besessen davon, während der Hund auf der Brücke zurückbleibt. Der Hund spukt noch jetzt in der Gegend.

v.

Vor vielen Jahren ist ein Jäger aus Altenoythe mit Netz und Flinte zur Entenjagd ausgezogen. Es war aber Weihnachtsabend. Merkwürdigerweise kommen gleich Enten in großer Zahl heran, so viele daß er nicht Pulver und Blei mehr hat, um alle zu erlegen. Da greift er zum Netz. Er zieht und zieht von neuem, und das Netz ist stets voll Enten, und immer kommen noch mehr heran, aber o Graus, es sind nur nackte. Und aus dem Wasser schallt eine schreckliche Stimme an sein Ohr: »Haddest du nich schlan den Krüzknop, so sullst du betahlen den ganzen Hop.« Vor Schreck läßt der Entenjäger alles im Stich und hat seitdem die Entenjagd nie mehr ausgeübt.

w.

P. in Markhausen hatte in seinem Hause eine Kammer, in der es nicht recht war. Ein kräftiger und beherzter Knecht erbietet sich, in der Kammer zu schlafen. In der Nacht hört man den Knecht rufen: Wat Düwel, ick gah nich herut, dann ein Rumoren, und der Knecht verläßt die Kammer, er hatte doch heraus müssen. Zuletzt vertrieb man den Teufel in den Hof neben dem Hause. Als vor Jahren das Haus abbrannte, ist jene Kammer nicht mit verbrannt.

x.

Im Busch »Finkenleger« bei Bunnen spukt der Teufel. Einst sind auf Sylvesterabend mehrere junge Leute im Wirtshause versammelt. Da macht einer den Vorschlag, dem Spuk bei Finkenleger eine Wäperraut zu bringen. Einer erbietet sich, das Wagestück auszuführen, wenn ihm ein flinkes Pferd zur Verfügung gestellt werde. Das Pferd wird herbeigeschafft und mit der mit Äpfeln besteckten Wäperraut gehts der verhängnisvollen Stätte zu. Hier angekommen, wirft der Reiter die Bescherung in den Busch und sprengt dann im Galopp davon. Als er sich einmal umsieht, bemerkt er, daß ihm eine schwarze Gestalt, auf einem Wagenrad stehend, folgt. Er treibt sein Pferd zur größten Eile an, der Spuk kommt ihm immer näher. Schließlich fängt er an zu beten, und da hört er eine Stimme: Tau di up't Land d.h. vom Wege ab auf den Acker (der zu beiden Seiten lag). Er folgt der Mahnung, biegt vom Wege ab auf das Land, und der Verfolger ist verschwunden.

[317] y.

Bei S.B. in Langwege (Dinklage) erhängte sich vor vielen Jahren die Tochter des Hauses hinter der großen Haustür. Nachher stieg immer nachts ein schwarzer Hund aus der Bodenluke und verübte allerlei Spektakel im Hause, als wenn die Pferde und Kühe aus den Ställen ausgebrochen wären. Kamen neue Dienstboten ins Haus, so wurde ihnen bedeutet, sie brauchten nicht aufzustehen, wenn sie ein Rumoren im Hause vernähmen. Frauen wagten nicht, nachts an dem Spukhause vorbeizugehen, weil man die Beobachtung gemacht hatte, daß der Hund vom Balken auf den Weg gekommen war. Einmal hatte er zwei Frauen nach Hause begleitet, doch ohne ihnen ein Leid zugefügt zu haben.

z.

Vor vielen Jahren trieb der Teufel sein tolles Spiel in einer Scheune bei Espelage in Langwege. An einem Winterabende kamen junge Leute vom Kartenspiel. Bei der Scheune angekommen fragen sie einander, wer den Mut habe, hineinzugehen. Keiner will sich dazu verstehen. Zuletzt kommen sie auf den Gedanken, ein vor der Scheune stehendes Pfluggestell hineinzujagen. Käme das nicht wieder heraus, wollten sie dreist die Scheune betreten. Gesagt, getan. Das Pfluggestell wird mit voller Kraft durch die Einfahrtstür gejagt, aber mit Blitzesschnelle kehrt es wieder zurück. Der zweite Versuch läuft ebenso ab. Beim dritten Male rufen sie: Willst du Teufel drin bleiben oder nicht? Jetzt kam der Pflug nicht wieder heraus. Aus dem Betreten der Scheune wurde aber nichts, die Burschen eilten spornstreichs nach Hause und haben den Spaß niemals wieder versucht.

aa.

Unkel Raulf kamm jeden Söndag Namiddag in use Hus. He spälde onosel gern Korten, dat wören denn för us Jungens plasärlike Stunnen. He seet stäken vull van olle Däunkes und Vertellsters, und wie Jungens löten üm kin Fräe, he mosde vertellen, wenn he nich jüst Korten spälde. – Unkel Raulf was twölf Joahre Nachwächder wäsen, un in de Joahre heff he eis den Düwel bi'n Steert hat, dat leet he sich goar nich afsträen. Dat was nachts so midden in'n Sonmer um de Tied, wenn de Bohnen bleiet, so'n recht stille lurige Nacht. De Moane glümkede döär süke dünne witte Wolken. Unkel Raulf bloasde den tweiden Gank tüsken twölfen un eine. Do kööm üm en Kalf na, wat he all'n twei drei Moal uppen annern Enn van't Dörp wegjagd hadde. Nu was dat Kalf der wedder und günk all achter üm an, [318] jagde he't weg, so köomt doch wedder. Toleste wurd he dull, pakde dat Kalf bi'n Steert un tümmerde der ganz gehörig wekke an langes. »Do hebb ick et nich wedder seien.« »Godd dori,« segg Unkel Raulf, »dat was de Düwel. Eijasses, ick hebbe den Düwel bi'n Steert hadd. Dat füllt mi erst nich in, man achterna koamet de besten Gedanken.« »Na, Unkel, dat glöwet wi nich, dat hei wi so läwe Dage noch nich hört, dat de Düwel as en Kalf herümme lopen hew.« »Ach, wat wätt ji Bödels doarvan. Goddori noch mal, ick bün mit dat Kalf dör jau'n Hägen koamen dör'n dichten Hägen, un as et lechd würdd, hebbe ick taukäken, woar wi döarkoamen wören. Man ick kunn de Stäe nich wedder finnen. Goddori, ick hebbe 'n Düwel bien Steert hadd. Eijasses!«

Der Teufel als Fliege s. 141b. 217e. Der Teufel als Kröte s. 217d.
Auch das Besessensein spielt eine Rolle im Volksaberglauben.

a.

Im Osnabrückschen trieb vor etwa 100 Jahren ein Räuber, Hardemente, sein Wesen, der durch die Furcht, welche er mit seiner Grausamkeit den Leuten einflößte, sich vor Verrat und Nachstellungen zu schützen wußte und die einzelnen Bauern nach Willkür brandschatzte. So war einst ein Knabe allein zu Hause, und die Türen des Hauses waren sorgfältig verschlossen. Da sieht er, wie durch die Klappe am Pferdestall ein rauher Kopf und dann ein Mann kommt, der sich neben den Knaben ans Feuer setzt, aber nach einiger Zeit sich wieder entfernt. Der Knabe erzählt dem nach Hause gekommenen Vater, was geschehen sei, und dieser geht gleich auf den Boden, füllt ein paar Säcke mit Korn, legt sie auf ein Pferd und bringt sie dem Räuber, dessen Aufenthaltsort ihm bekannt war. Der Räuber wünscht dem Bauern Glück zu seinem klugen Einfall und versichert ihn, daß er durch denselben sein Leben und sein Haus gerettet habe. – Endlich wird der Räuber gefangen und verurteilt, obgleich er nichts bekennt. Auf dem Schaffott macht der Henker einen kleinen Einschnitt in Hardements Kopfhaut und gießt siedendes Oel hinein, da fährt der Böse, der ihn besessen hatte, in Form eines blauen Dunstes aus, und der Räuber sagt: »So nun könne er bekennen!« gesteht auch reuig alle seine Untaten und wird gerichtet.


(Vgl. 141b.)

b.

Jemand war vom Teufel besessen und war ganz wütend, so daß man ihn binden mußte. Da kam der Pastor [319] des Dorfes, um den Teufel auszutreiben, und während er dabei beschäftigt war, schwebten über dem Hause eine weiße Taube und ein schwarzer Rabe, die bissen sich in einem fort, und je mehr der Pastor betete, desto mehr gewann die Taube die Ueberhand, bis endlich der Rabe tot zu Boden fiel, und da war auch der Teufel von dem Besessenen gewichen. (Saterld.)

c.

In alten Zeiten, als der Teufel noch los war, war im Saterlande ein Mann, in den war der Teufel eingezogen. Da machte der Besessene so viel Lärm und Unfug, daß seine Leute nicht mit ihm Haus halten konnten. Das verdroß die Leute und sie ließen den Pastor holen, der damals in Ramsloh stand. Der hatte erst viel damit zu tun, daß er den Teufel herauskrigte, aber zuletzt wurde er doch Meister. In des Mannes Hause stand just ein Bulle (ein Stier) auf dem Stalle. Der Teufel nun, als er heraus war, fragte den Pastoren, wohin er denn jetzt solle? Da flog es dem Pastoren unversehends aus dem Munde, und er sprach: »Meinetwegen geh, wohin du willst, und wenn du auch in den Bullen gehst.« Kaum hatte der Pastor das Wort gesagt, so saß auch der Teufel im Bullen. Der Bulle riß Joch und Kette sogleich in Stücken, stieß die geschlossene Tür kurz und klein und lief gerade ins Moor hinein und kam an ein großes Meer, das in dem Moore war. Perdauz! rannte er hinein und ertrank. Daher hat das Meer, das oberhalb Hollen liegt, den Namen Bullenmeer bekommen. Einige alte Leute erzählen, daß der Teufel in Gestalt eines Bullen dort noch immer spuke, und daß man ihn auch schon gesehen habe; brüllen sollen ihn schon genug gehört haben.

d.

Im Bockhorster Moor bei Dinklage spukt der Teufel. Ein Mädchen ist vom Teufel besessen gewesen, den ein Vater ausgetrieben, auf einen Wagen geladen und ins Bockhorster Moor spediert hat.

e.

In Scharrel war ein Besessener. Pastor Trenkamp in Strücklingen kriegte den Teufel in die Tasche, brachte ihn nach den Wietsbergen (weiße Berge) bei Bibelte und bannte ihn dort fest. Aus Wut hat der Teufel dort den Berg zusammengescharrt; er spukt dort noch zur Stunde. – Als noch die Justizkanzlei in Oldenburg bestand, trieb einmal der Teufel in den Gerichtszimmern sein Spiel. Alle Morgen fand man die Akten durcheinander geworfen und wichtige Stücke waren vernichtet. Man wandte sich an Pastor Trenkamp, und dieser sagte zu; er kam herüber, knotete den Teufel in sein Taschentuch [320] und nahm ihn mit sich, um ihn im Bullenmeer (vgl. 195c) auszusetzen. Der Bootsmann, der den Pastor bei Reil in Nordloh über das Tief setzte (damals gab es dort noch keine Brücke), wollte das auf der Bootsbank liegende Taschentuch, als das Boot das Barsseler Ufer erreicht hatte, seinem Fahrgast bei dessen Weitergehen zureichen, konnte es aber nicht heben. Der Pastor hantierte damit, als wäre es federleicht gewesen. Das Bullenmeer war von da an gefürchtet bei der Umgebung. In einer Nacht sind Fischer auf dem Meere beschäftigt. Sie fangen einen Fisch, der ungewöhnlich groß ist, aber nur ein Auge hat. Alsbald hören sie eine Stimme aus dem Wasser: »Sind sie alle da?« »Nein,« lautet die Antwort, »der Einäugige fehlt noch.« Darauf erfolgt ein Lockruf, der Fisch im Boote schlägt sich und fällt über Bord ins Wasser. Die Fischer gaben ihre Arbeit auf und sind nie wieder des Fischens wegen zum Bullenmeer gegangen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 194. Die Teufel. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2855-2