88. Übertragung von Krankheiten auf Pflanzen.

Lahme müssen vor Sonnenaufgang schweigend durch einen gespaltenen Eichbaum kriechen (Ovelg.). – Um den Bruchschaden eines Kindes zu heilen, spaltet man den Stamm einer jungen Eiche so weit, daß das Kind hindurch gesteckt werden kann. Einer hält den Spalt offen, ein anderer langt das Kind hindurch, ein dritter nimmt es in Empfang. Alles muß aber stillschweigend geschehen. Schließlich wird der Baum verbunden, und wenn er fortwächst, so heilt der Bruch des Kindes. Der langsameren oder schnelleren Heilung des Baumes entspricht auch die des Kindes. Nicht immer werden grade drei mitwirkende Personen verlangt. Andererseits kommen auch Schärfungen der Vorschrift vor: der Zauber muß am Johannisabend vollführt werden, die mitwirkenden Personen müssen alle Johann heißen (was hier zu Lande keine große Schwierigkeit hat), das Kind muß dreimal durch den Spalt gezogen werden. – Auf dem Wall in Wildeshausen wurde bislang ein gespaltener Eichbaum gezeigt, durch dessen Spalt ein Kind gezogen war, das einen schweren Leistenbruch hatte. Das Kind war dennoch gestorben. – Die englische Krankheit wird in ähnlicher Weise geheilt, wenn man das Kind durch einen gespaltenen Weidenbaum steckt, und der Baum wie der zusammenwächst.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 88. Übertragung von Krankheiten auf Pflanzen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-29B5-F