190.

Jedem Teufel ist alles Christliche so verhaßt, daß er vor demselben entweicht. Auffallend dabei ist jedoch, daß nach vielen Angaben und Beispielen das Gebet ihm nichts anhaben kann, wogegen er dem Fluchen, mag es ihn herbeirufen oder fortweisen, gehorchen muß. Ferner bezwingt man den Teufel mit Stahl und Eisen. Schlägt jemand Nägel in die Türschwelle oder befestigt er darauf ein Hufeisen (233), so kann der Teufel dieselbe nicht überschreiten. Endlich kann der Teufel den Hahnenschrei nicht ertragen, er flieht, wenn nicht beim ersten, so doch beim dritten Rufe.

a.

Hinter Hollje Busch zu Edewecht trieb ehemals der Teufel sein Unwesen, bis ein Junge ihn endlich vertrieb mit den Worten:


»Eine feste Burg ist unser Gott,
ick hau'n Düwel mitn Knüppel uppen Kopp.«

Andere Beispiele, in welchen der Teufel durch den Namen Gottes besiegt wird: 190 f. 192 f. 204a. cc. 217b.

b.

Ein Sprichwort sagt: »He is der so bang vor as de Düwel vort Krüs.« Belege dazu 194l.n. 196c. 204e.n. 220bb.

c.

Auf dem Wege von Vardel nach Stuckenborg (Gemeinde Langförden) kurz vor dem Vardeler Esch steht auf einem künstlichen Hügel ein Kreuz inmitten junger Tannen. Östlich davon, etwa drei bis vier Minuten weit, befindet sich ein kleines Gehölz, Teufelsbusch genannt. Aus diesem Busch haben Leute oft eine unheimliche Gestalt kommen und auf die Stelle zugehen sehen, wo jetzt das Kreuz steht. Darauf hat [300] der Besitzer von Vardel das Kreuz dahin gestellt und ist die Gestalt seitdem nicht mehr gesehen worden.

d.

Ein Bauer zu Markhausen fuhr den Geistlichen zu einem Kranken, der das Abendmahl haben sollte. Unterwegs verlor er den Vorstecknagel von einem Rade und wünschte nun fluchend den Teufel herbei, daß er helfe. Stracks war dieser da und steckte den Finger als Vorstecknagel in die Achse und mußte so die ganze Reise hin und zurück mitmachen.


Vgl. 615a.

e.

Ein Bauer, der abends gern ausging, um in der sog. Ulenflucht Gänse und Enten zu schießen, saß einmal mit einem Bekannten in seiner Schießhütte am Wasser auf der Lauer, aber es wollte sich gar kein Wild zeigen. Endlich wurden die beiden ungeduldig und fingen an zu fluchen, und der Bauer rief: »Teufel, ich wollte, daß nur einige kämen!« Da nahte sich plötzlich ein Getöse, wie wenn Himmel und Erde vergehen sollten, und in dem Getöse erschien eine hohe schwarze Gestalt, welche mit einem Strauchbesen eine solche Menge Enten herantrieb, daß es den beiden vor den Augen flimmerte und sie, von Entsetzen gepackt, die Hütte verließen und nach Hause eilten, ohne auch nur einen Schuß zu tun. (Ostfriesland.) – Ein anderes Beispiel der Wirkung des Fluches: 194g.

f.

»Anno 1582 ist eine Frau zu Cloppenburg gewesen, welche einen guten frommen Mann, mit Namen Hans von Melle, gehabt, mit dem sie stetig gezankt und keinen Frieden halten wollen. Als nun der Mann mit einem seiner guten Freunde gesessen und getrunken, ist sie ihm nachgefolget, hat gezanket und mit Lästerworten übel gehandelt, wie alte böse Weiber in Gebrauch haben. Da er ihr befohlen zu tun, was ihr nicht nach Sinn gewesen, hat sie gesprochen, wo sie solches täte, sollte der Teufel kommen und sie wegführen. Indem das böse Weib aus dem Hause kommt, erscheint der böse Satan sichtbarlich, nimmt sie vorerst bei der Hand und führt sie auf das Mühlenrad, zerquetschet sie gewaltiglich, vermeinend, er wollte sie ins Wasser geworfen haben. Da sie um ihre Kinder geklaget, hat der Feind gesprochen: ›Was beklagst du deine Kinder? die haben keine Not! du sollst dich ertränken!‹ Das hat sie doch nicht tun wollen, sondern gesprochen: ›Hilf, Jesus! o Gott, sieh an meine große Not!‹ Darauf hat er geantwortet: ›Rufst du Christum an, so kann ich dir nichts tun.‹ Hat aber dem Feinde angeloben müssen, daß, wenn sie ihre Kinder [301] besuchet, sie ihm wiederum eigen sein wollte. Damit hat er sie von dem Rade auf die Brücke geworfen (die noch jetzt mitten in Cloppenburg neben dem Mühlenrade ist) und ist verschwunden. Das Weib ist aber danach gewesen, als wenn sie aller Sinne beraubet. Darum wünschet nicht, daß Gottes Zorn über euch aufgegossen werde, und der leidige Teufel durch seine List euch nicht zu Unfall bringen möge.« (Aus Klinghamers Chronik in Oldenb. Blättern 1824, S. 284.)

g.

Daß der Teufel das Eisen fürchtet, kommt daher: Früher als er noch auf Erden umherging, war er immer sehr neugierig. So kam er auch einmal in eine Schmiede und sah, wie der Schmied das Eisen glühte. »Was machst du da?« fragte der Teufel. Der Schmied war ein Schalk und antwortete, indem er auf das glühende Eisen zeigte: »Ich mache Gold.« Da bat der Teufel, ob er ihm nicht auch was geben wolle, denn die Menschen seien jetzt sehr um Gold verlegen, vielleicht könne er einen guten Fang damit machen. Der Schmied sagte: »Ganz gern, aber dann mußt du mir auch helfen, wenn ich einmal in Verlegenheit bin.« Der Teufel versprach das mit Freuden. Da nahm der Schmied eine recht dicke Eisenstange, legte sie ins Feuer und blies so lange, bis sie ganz glühend war. Als der Teufel die rotgelbe Stange sah, meinte er, das sei lauter Gold, und griff mit beiden Händen zu. Aber er verbrannte sich jämmerlich, erhob ein großes Geschrei, ließ die Stange fallen und machte, daß er fortkam. Seitdem geht er allem Eisen aus dem Wege. (Visbek.) Eine andere Geschichte von der Neugierde des Teufels, die auch mit Eisen zusammenhängt, wird folgendermaßen erzählt: Hinter Welpe bei Vechta liegt das Teufelsmoor, gewöhnlich Dreiecksmoor genannt. Man sagt, Junker Sprengepyl sei dorthin verbannt und daher der Name (1830); dem wird von anderer Seite widersprochen und der Name von folgender Begebenheit hergeleitet: Der Junker von Füchtel ist einst auf die Jagd gegangen. Nach langer Wanderung setzt er sich ermüdet auf einen Erdhaufen, um auszuruhen und ein Pfeifchen zu schmauchen. In dem Augenblick, als er in die Tasche greift und das Feuerzeug herauszieht, kommt der Teufel, setzt sich zu ihm und betrachtet mit Wohlgefallen das Stopfen und Anzünden der Pfeife. Als dann der Tabakrauch in seine Nase zieht, saugt er denselben mit Wonne ein, ihn befällt ein Verlangen nach einer Pfeife Tabak und er gibt dieses Verlangen [302] auch kund. Der Junker entgegnet, ihm könne geholfen werden da er noch eine fertig gestopfte Pfeife stehen habe. Dann nimmt er das Gewehr, steckt das Laufende dem Teufel in den Mund, bedeutet ihm, er solle gut ziehen und setzt das Pulver auf der Pfanne in Brand. Im selben Augenblicke geht der Schuß los, der Schwarze verübt einen gräulichen Schrei, prustet und pustet, wirft das Gewehr von sich und erklärt, nie und nimmer würde er so starken Tabak wieder rauchen. (Der Teufel ist nicht blos neugierig, unter Umständen auch dumm und wird bei aller Schlauheit von den Menschen oft überlistet. Siehe folg. Abschnitt.) Beispiele, in welchen Eisen und Stahl dem Teufel feindlich: 198 u. c. 204n.

h.

Beispiele, in denen der Teufel vor dem Hahnenschrei flieht: 192a., 204c.f.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 190. [Jedem Teufel ist alles Christliche so verhaßt, daß er vor demselben]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2D67-E