530. Langförden.

a.

Der Name Langförden ist daher entstanden, daß früher dort auf dem Wege von Vechta nach Oldenburg eine Furt gewesen von beträchtlicher Länge und Breite. – Calveslage wird im gewöhnlichen Verkehr Kalfschlage gesprochen. Früher hat das Vieh ans Calveslage und Spreda in der Gänsemarsch geweidet. Das Vieh aus Spreda hat nicht immer die Grenze beobachtet, darüber ist es zu Streit gekommen, die Calveslager haben ein Kalb totgeschlagen und daraufhin von den Anwohnern die Bezeichnung Kalfschlager erhalten.

b.

An der Nordseite von Calveslage nach Holtrup zu liegt in der Nähe des Visbeker Dammes ein Kamp, der früher von einem hohen Wall umgeben war. Der Kamp heißt Totenkamp. Auf diesem haben früher Eingesessene von [321] Oythe einmal einen Toten begraben, als sie auf der Fahrt nach Langförden wegen schlechter Wege mit der Leiche hier stecken geblieben waren. (Oythe ist eine Tochtergemeinde von Langförden.) Andere meinen, in Pestzeiten seien hier Leichen beerdigt. – Eine Flur in Calveslage heißt der Mühlenkamp, weil hier in alten Zeiten eine Pfahlmühle gestanden hat. (Die Sage verstärkt die Ansicht, daß unsere ältesten Windmühlen Pfahlmühlen waren. Jetzt besteht nur noch eine in Lindern.)

c.

In Langförden hängt an der östlichen Seite der Turmspitze eine Glocke, welche die Deindruper Glocke genannt wird. In alten Zeiten hat in Deindrup eine Kapelle gestanden, die von feindlichen Soldaten zerstört wurde. Die Glocke wurde nach Langförden gebracht und dort im oder am Turm aufgehängt.

d.

Die Kapelle in Holtrup steht an der Stelle, wo der Körper des hl. Alexander die letzte Nacht auf dem Zuge von Rom nach Wildeshausen aufgebahrt gewesen ist. So die Sage. (Die Translationsurkunde erzählt nur, daß ein Weib aus dem Orte Holzdorpf im Gau Leri der Bahre des hl. Alexander mit verkrüppelten Händen entgegengekommen sei, ihre Hände wieder gerade bekommen habe und erfreut in ihre Heimat zurückgekehrt sei.) – Die Sage weiß noch ein Übriges. Ursprünglich ist die Kirche in Holtrup die eigentliche Pfarrkirche gewesen. Als dann die Kirche in Langförden gebaut wurde, ist der Gottesdienst in Holtrup fortgesetzt und immer feierlicher und besuchter gewesen als der in Langförden. Später brannte die Kapelle ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Das war die Veranlassung, daß die Langförder Kirche vergrößert wurde, das Chor wurde daran gesetzt. (Die Geschichte weiß bis heute nur, daß früher in Holtrup eine Kapelle stand, welche 1538 von den Oldenburgern zerstört und erst 1718 wieder aufgebaut wurde. Was vor 1538 in Holtrup geschah, wann das Chor in Langförden gebaut wurde, das jüngern Datums ist als die Kirche, darüber fehlen alle Nachrichten.)

e.

Zwischen dem Gute Vardel und dem Calveslager Bruch bildet ein Bach die Grenze. An der Calveslager Seite des Baches zieht sich ein Streifen moorigen Bodens hin in einer Breite von vielleicht 6 bis 8 Schritten. Auf diesem Streifen darf der Besitzer von Vardel gehen und fahren, so oft er den Flußlauf reinigen will. Man nennt den Streifen [322] Hammerschuet oder Hammerschmäte. Zwischen dem Gutsbesitzer und den Calveslagern haben Grenzstreitigkeiten bestanden, schließlich sind sie dahin einig geworden, der Junker solle in gebückter Stellung einen Hammer, den man zum Schärfen der Sensen gebraucht, zwischen seine Beine hindurch werfen; soweit der Hammer fliege, soweit sollten seine Gerechtsame gehen. So ist der Streifen am Bache zum Namen Hammerschmäte gekommen. Vgl. Hasegau 3. Heft, S. 9 – In Spreda lag früher eine adelige Burg. – Junker Grothaus spukt: 176l. – Der rufende Kerl: 181a. – Springender Stein bei Holtrup: 187d. – Mädchen in der Christnacht: 290b. – Pest in Calveslage: 428d. – Düwelsbusk: 190c.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 530. Langförden. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3016-B