aa.

Unkel Raulf kamm jeden Söndag Namiddag in use Hus. He spälde onosel gern Korten, dat wören denn för us Jungens plasärlike Stunnen. He seet stäken vull van olle Däunkes und Vertellsters, und wie Jungens löten üm kin Fräe, he mosde vertellen, wenn he nich jüst Korten spälde. – Unkel Raulf was twölf Joahre Nachwächder wäsen, un in de Joahre heff he eis den Düwel bi'n Steert hat, dat leet he sich goar nich afsträen. Dat was nachts so midden in'n Sonmer um de Tied, wenn de Bohnen bleiet, so'n recht stille lurige Nacht. De Moane glümkede döär süke dünne witte Wolken. Unkel Raulf bloasde den tweiden Gank tüsken twölfen un eine. Do kööm üm en Kalf na, wat he all'n twei drei Moal uppen annern Enn van't Dörp wegjagd hadde. Nu was dat Kalf der wedder und günk all achter üm an, [318] jagde he't weg, so köomt doch wedder. Toleste wurd he dull, pakde dat Kalf bi'n Steert un tümmerde der ganz gehörig wekke an langes. »Do hebb ick et nich wedder seien.« »Godd dori,« segg Unkel Raulf, »dat was de Düwel. Eijasses, ick hebbe den Düwel bi'n Steert hadd. Dat füllt mi erst nich in, man achterna koamet de besten Gedanken.« »Na, Unkel, dat glöwet wi nich, dat hei wi so läwe Dage noch nich hört, dat de Düwel as en Kalf herümme lopen hew.« »Ach, wat wätt ji Bödels doarvan. Goddori noch mal, ick bün mit dat Kalf dör jau'n Hägen koamen dör'n dichten Hägen, un as et lechd würdd, hebbe ick taukäken, woar wi döarkoamen wören. Man ick kunn de Stäe nich wedder finnen. Goddori, ick hebbe 'n Düwel bien Steert hadd. Eijasses!«

Der Teufel als Fliege s. 141b. 217e. Der Teufel als Kröte s. 217d.
Auch das Besessensein spielt eine Rolle im Volksaberglauben.

a.

Im Osnabrückschen trieb vor etwa 100 Jahren ein Räuber, Hardemente, sein Wesen, der durch die Furcht, welche er mit seiner Grausamkeit den Leuten einflößte, sich vor Verrat und Nachstellungen zu schützen wußte und die einzelnen Bauern nach Willkür brandschatzte. So war einst ein Knabe allein zu Hause, und die Türen des Hauses waren sorgfältig verschlossen. Da sieht er, wie durch die Klappe am Pferdestall ein rauher Kopf und dann ein Mann kommt, der sich neben den Knaben ans Feuer setzt, aber nach einiger Zeit sich wieder entfernt. Der Knabe erzählt dem nach Hause gekommenen Vater, was geschehen sei, und dieser geht gleich auf den Boden, füllt ein paar Säcke mit Korn, legt sie auf ein Pferd und bringt sie dem Räuber, dessen Aufenthaltsort ihm bekannt war. Der Räuber wünscht dem Bauern Glück zu seinem klugen Einfall und versichert ihn, daß er durch denselben sein Leben und sein Haus gerettet habe. – Endlich wird der Räuber gefangen und verurteilt, obgleich er nichts bekennt. Auf dem Schaffott macht der Henker einen kleinen Einschnitt in Hardements Kopfhaut und gießt siedendes Oel hinein, da fährt der Böse, der ihn besessen hatte, in Form eines blauen Dunstes aus, und der Räuber sagt: »So nun könne er bekennen!« gesteht auch reuig alle seine Untaten und wird gerichtet.


(Vgl. 141b.)

b.

Jemand war vom Teufel besessen und war ganz wütend, so daß man ihn binden mußte. Da kam der Pastor [319] des Dorfes, um den Teufel auszutreiben, und während er dabei beschäftigt war, schwebten über dem Hause eine weiße Taube und ein schwarzer Rabe, die bissen sich in einem fort, und je mehr der Pastor betete, desto mehr gewann die Taube die Ueberhand, bis endlich der Rabe tot zu Boden fiel, und da war auch der Teufel von dem Besessenen gewichen. (Saterld.)

c.

In alten Zeiten, als der Teufel noch los war, war im Saterlande ein Mann, in den war der Teufel eingezogen. Da machte der Besessene so viel Lärm und Unfug, daß seine Leute nicht mit ihm Haus halten konnten. Das verdroß die Leute und sie ließen den Pastor holen, der damals in Ramsloh stand. Der hatte erst viel damit zu tun, daß er den Teufel herauskrigte, aber zuletzt wurde er doch Meister. In des Mannes Hause stand just ein Bulle (ein Stier) auf dem Stalle. Der Teufel nun, als er heraus war, fragte den Pastoren, wohin er denn jetzt solle? Da flog es dem Pastoren unversehends aus dem Munde, und er sprach: »Meinetwegen geh, wohin du willst, und wenn du auch in den Bullen gehst.« Kaum hatte der Pastor das Wort gesagt, so saß auch der Teufel im Bullen. Der Bulle riß Joch und Kette sogleich in Stücken, stieß die geschlossene Tür kurz und klein und lief gerade ins Moor hinein und kam an ein großes Meer, das in dem Moore war. Perdauz! rannte er hinein und ertrank. Daher hat das Meer, das oberhalb Hollen liegt, den Namen Bullenmeer bekommen. Einige alte Leute erzählen, daß der Teufel in Gestalt eines Bullen dort noch immer spuke, und daß man ihn auch schon gesehen habe; brüllen sollen ihn schon genug gehört haben.

d.

Im Bockhorster Moor bei Dinklage spukt der Teufel. Ein Mädchen ist vom Teufel besessen gewesen, den ein Vater ausgetrieben, auf einen Wagen geladen und ins Bockhorster Moor spediert hat.

e.

In Scharrel war ein Besessener. Pastor Trenkamp in Strücklingen kriegte den Teufel in die Tasche, brachte ihn nach den Wietsbergen (weiße Berge) bei Bibelte und bannte ihn dort fest. Aus Wut hat der Teufel dort den Berg zusammengescharrt; er spukt dort noch zur Stunde. – Als noch die Justizkanzlei in Oldenburg bestand, trieb einmal der Teufel in den Gerichtszimmern sein Spiel. Alle Morgen fand man die Akten durcheinander geworfen und wichtige Stücke waren vernichtet. Man wandte sich an Pastor Trenkamp, und dieser sagte zu; er kam herüber, knotete den Teufel in sein Taschentuch [320] und nahm ihn mit sich, um ihn im Bullenmeer (vgl. 195c) auszusetzen. Der Bootsmann, der den Pastor bei Reil in Nordloh über das Tief setzte (damals gab es dort noch keine Brücke), wollte das auf der Bootsbank liegende Taschentuch, als das Boot das Barsseler Ufer erreicht hatte, seinem Fahrgast bei dessen Weitergehen zureichen, konnte es aber nicht heben. Der Pastor hantierte damit, als wäre es federleicht gewesen. Das Bullenmeer war von da an gefürchtet bei der Umgebung. In einer Nacht sind Fischer auf dem Meere beschäftigt. Sie fangen einen Fisch, der ungewöhnlich groß ist, aber nur ein Auge hat. Alsbald hören sie eine Stimme aus dem Wasser: »Sind sie alle da?« »Nein,« lautet die Antwort, »der Einäugige fehlt noch.« Darauf erfolgt ein Lockruf, der Fisch im Boote schlägt sich und fällt über Bord ins Wasser. Die Fischer gaben ihre Arbeit auf und sind nie wieder des Fischens wegen zum Bullenmeer gegangen.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. aa. [Unkel Raulf kamm jeden Söndag Namiddag in use Hus. He spälde onosel]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-309D-C