p.

Da ist einmal ein großes zweimastiges Schiff gewesen, das liegt in der Türkei zu laden. Nun spukt es in der Nacht im Schiffe herum und ständig wird gesprochen, und hu! hu! geht es unter den Bäumen durch, daß die Blätter auf dem Verdeck liegen. Als das Schiff nun beladen ist, als es seine Last inne hat, da kommen drei Weiber an Bord. Der Schiffer ist grade an Land, und der Steuermann liegt in der Koje zu[400] schlafen. Da spricht das eine Weib zu den andern beiden: »Es ist doch Sünde und Schande, das so ein großes und neues Schiff bleiben (ausbleiben, untergehen) soll.« Da sprechen die andern: »Dafür ist guter Rat, wenn sie ihn nur wüßten! es werden drei Seen kommen, und in jede müssen sie einen Hieb tun, einen mit einer Axt, den zweiten mit einer Säge und den dritten mit einem Düssel.« Der Steuermann liegt in der Koje und hört alles, was sie reden, denn er schläft nicht, er tut so, als ob er schlafe, und sie meinen, er schlafe. Darauf kommt der Schiffer an Bord und sagt, sie seien fertig zu fahren. Der Steuermann aber erklärt, er wolle nicht mitfahren. Da sagt der Schiffer, er solle doch nur mitfahren. »Ja,« antwortet der Steuermann, »ich will ja auch wohl mit, aber nur als Schiffer und nicht als Steuermann; diese Reise will ich Schiffer sein; wenn ihr mir das versprechen wollt, fahre ich mit.« Der Schiffer sagt, das wolle er denn tun, diese Reise möge er Schiffer sein. »Alles was ich haben will,« sagt der Steuermann, »muß das Volk (die Mannschaft) tun.« Nun fahren sie vom Lande ab und gehen in See. Wie sie so fahren und ein gut Stück weit gewesen sind, da kommt schon eine tüchtige See. Ruft der Steuermann: »Axt bei der Hand,« und wenn die See komme, müßten sie tüchtig hineinhauen. Als nun die See da ist, schlagen sie mit der Axt hinein, da kommt lauter Blut von der See und streicht über das Deck hin. Da kommt noch eine See und ist auch sehr schwer, die haben sie gesägt mit der Säge, und das gibt auch lauter Blut. Nun kommt die dritte See, da nehmen sie den Düssel und düsseln daran, wie wenn man Holz abdüsselt – wieder lauter Blut auf Deck. Da sind sie frei und haben keine Not vom Bleiben (keinen Untergang zu fürchten). Nun landen sie an der Stelle, wo sie löschen sollen – und sie liegen alle drei vorm Doktor, lahm und Krüppel, das Weib mit seinen beiden Schwestern, und das Weib ist des Schiffers Weib gewesen, und das war die oberste Hexe mit ihren zwei Schwestern. Nun erzählt es der Steuermann dem Schiffer, was die drei an Bord mit einander geredet, und sie haben gemeint, er schlafe. Da läßt sich der Schiffer von seiner Frau scheiden, sie werden alle drei verbrannt, und der Steuermann erhält eine große Belohnung. (Wangeroge. Nach Ehrentraut, Fries. Arichiv II, S. 82.)

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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. C. Hexen. 219. [Wenn früher gesagt ist, daß die Hexen auf ihren Luftfahrten geheimnisvoller]. p. [Da ist einmal ein großes zweimastiges Schiff gewesen, das liegt]. p. [Da ist einmal ein großes zweimastiges Schiff gewesen, das liegt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-32F8-3