225.

Handelt es sich um eine bestimmte einzelne Person, so bringe man ihr ins Kreuz gelegte Strohhalme oder ins Kreuz gestreutes Salz in den Weg: wenn sie eine Hexe ist, wird sie um das Kreuz herumgehn. Oder man lege, wenn sie ins Haus kommen will, einen Besen an die Türschwelle; ist sie eine Hexe, so wird sie den Besen von der Schwelle fortstoßen oder einen Umweg nehmen.


Vgl. auch 228.

a.

Einer Frau zu Vareler Neuenwege erkrankten plötzlich zwei Kinder, und die herbeigeholte Schwiegermutter erkannte an den schrecklichen Zuckungen der Kleinen, daß diese behext sein mußten. Man schickte zu einem erfahrenen Manne in Nethen, welcher dem Boten einige übelriechende Pulver zum Einnehmen für die Kinder mitgab und verordnete, man müsse jedenfalls herauszubringen suchen, wer die Hexe sei, damit man sich vor ihrem bösen Blicke und ihren sonstigen Hexereien hüten könne. Zu dem Ende solle man, wenn eine Person ins Haus komme und sich nach den Kindern erkundige oder ihnen etwas bringen wolle, einen Besen über die Türschwelle legen, sodaß er mit derselben ein Kreuz bilde. Sei dann die Person[422] eine Hexe, so würde sie nicht aus der Tür hinaus können, sondern durch eine andere ins Freie gelangen müssen. Nun wohnte dem Hause gegenüber eine Frau, die den Kindern viel Teilnahme bezeigte, sie täglich besuchte und fast jedesmal etwas zur Erquickung für dieselben mitbrachte. Natürlich kam und ging sie immer durch die vordere Haustür. Als diese Nachbarin am nächsten Tage wieder da war, wurde der Besen der Anweisung gemäß über die Schwelle gelegt, und richtig! die Frau kehrte beim Fortgehen an der vorderen Haustür wieder um und nahm ihren Weg durch die Seitentür, die ihr doch gar nicht gelegen war. Jetzt kannte man die Hexe und hütete sich, und die Kinder besserten sich bald und wurden wieder gesund. Die Pulver allein hatten nichts geholfen und wurden auf den Feuerrahmen geworfen.

b.

In G. bei Neuenkirchen lebte eine gefürchtete Hexe. Kolon A. erzählte, er habe eines Sonntags einhüten müssen. Der Vater hätte ihm früher aufgebunden, wenn er die Hexe kommen sehe, müsse er zwei Besen nehmen und kreuzweise vor die vordere Türe legen. An dem betreffenden Sonntage sieht er die Hexe kommen und macht von zwei Besen ein Kreuz vor der Haustür. Die Hexe geht bei der Seitentür herein. Beim Weggehen sucht sie unter dem Vorgeben, den Garten zu besehen, die Seitentüre wieder auf. – In der Nähe der Wohnung der Hexe liegt ein Berg, über den ein Weg nach Gl. führt. Wer abends oder nachts diesen Weg geht, verirrt sich regelmäßig. Es ist vorgekommen, daß einer bei A. dreimal nach dem Wege gefragt hat und hat ihn nicht finden können. A. ging in der Woche vor Weihnachten über diesen Berg, um an den Uebungen des Gesangvereins in G. teilzunehmen. Plötzlich sieht er die Gestalt eines schwarzen Pferdes ohne Beine vor sich. Die Gestalt dreht sich abseits auf den Esch und wird immer größer. Andere sahen an der Stelle ein Pferd ohne Kopf.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 225. [Handelt es sich um eine bestimmte einzelne Person, so bringe man]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-33AB-9