a.
(Neuenkirchen).
Am Tage Allerheiligen, 1. November, und am Tage Allerseelen, 2. November, wird nicht gesäet und kein Land bestellt, es ruht kein Segen darauf (Rastede). »Allerhillgen stiggt de Winter up de Willgen.« – Der 10. November, Martini, ist der Zahltag und war der Wechseltag für Wohnungen und Gesinde, doch ist in letzteren Beziehungen jetzt meist der 1. November an seine Stelle getreten. Gegen Martini ziehen die Kinder singend bei den Häusern herum und bitten um Äpfel u. dgl. Die Martinslieder werden freilich jetzt meist früher gesungen, wenn die Kinder an den kürzer werdenden Abenden mit Laternen von ausgehöhlten Gurken und Kürbissen oder von geöltem Papier oder mit gekauften Lampions umherwandern. Doch ist an einigen Orten der Martinsabend auch für die Laternenträger der Hauptabend.
(Neuenkirchen).
(Vechta.)
(Was Seweling und Behren oder Gären heißt, ist unbekannt.)
Übrigens sind b und c bei der jüngern Welt in Vechta ganz unbekannt, nur ältere Leute kennen noch die Lieder. Ungefähr dasselbe Lied b singt man in Damme, Holdorf und Dinklage auf Neujahr und Dreikönigen:
(Vechta.)
(Wiefelstede.)
(Jever, vgl. 307c.)
In Vechta ziehen jetzt, wenn Ende August oder Anfang September die Abende länger werden, mildes Wetter herrscht, und der Mond am Himmel steht, die Kinder mit Lampions über die Straßen (St. Martin ist vergessen) und singen:
Auf eine Bettelei ist es bei diesen Gängen nicht abgesehen, nur hin und wieder bleibt wohl eine Gruppe vor einem Hause stehen, das als freigebig bekannt ist. Der obige Gesang findet sich auch in Bremen. Nach einer Zeitungsnachricht sang man dort von 1872 ab:
Als es noch in Vechta und Umgegend an Geschäften jeder Art fehlte, war der Verkehr mit Bremen stark, stärker als jetzt in der Zeit der Eisenbahnen. Möglich, das von dorther das Lied eingeführt und dann mit den Jahren etwas umgestaltet ist.
Anklänge an das Jeversche Lied unter e findet man im Osnabrückischen:
Anklänge an das Dammesche Lied unter b findet man in dem Liede, das die Kinder in Haselünne (über Löningen hinaus) singen:
Unter Martinsvogel ist hier überall die Gans gemeint. St. Martin wird mit der Gans abgebildet, weil er nach der Legende, um sich der Wahl zum Bischofe zu entziehen, flüchtete und dabei in eine Gänseherde geriet, die durch ihr Schnattern sein Versteck verriet. Die Verspeisung der Martinsgans ist im Oldenburgischen wohl kaum üblich, sicherlich nicht allgemeiner Volksgebrauch. In früherer Zeit war auf Martini-Tag die Gans ein Gericht, das nicht fehlen durfte in gut situirten Häusern. Als Vechta noch münstersch war, fuhr alljährlich um Martini ein vierspänniger wohl beladener Gänsewagen nach Münster. Der Vechter Rentmeister schickte mehrere [99] Dutzend wohlbeleibter Gänse dorthin, die mehr oder weniger alle in die Hofküche wanderten. Man war in der Residenz des Lobes voll des Ländchens, das seinen Bewohnern solche Genüsse spendete.