534. Lohne.

Die Städter spöttisch in der Umgebung »Lohner Wind« die besitzende Klasse, hauptsächlich die Fabrikanten, in der Stadt selbst »die Blicken« genannt.

a.

In der Himmelfahrtsnacht des Jahres 1756 drang eine Räuberbande in das Lohner Pfarrhaus und räumte dasselbe vollständig aus. Man hatte den Pastor Topp, der aufgewacht war, überfallen, geknebelt und an den Bettpfosten festgebunden. Unter den gestohlenen Sachen befand sich auch die silberne Schnupftabaksdose des Pastors. Der Volksmund erzählt nun, als der berüchtigte Räuber Hardemente im Osnabrückischen festgenommen worden, habe man bei ihm auch eine Tabaksdose gefunden, die ihm im Gefängnis belassen sei. Als er dann in Iburg hingerichtet werden sollte, habe er im Angesichte des Galgens die Dose aus der Tasche gezogen, eine tüchtige Prise genommen und sei darauf die Leiter hinaufgeklettert, um durch den Strang vom Leben zum Tode befördert zu werden. Später habe man diese Dose sich näher angesehen und unter dem Boden den Namen des Pastors Topp gefunden, Beweis, daß Hardementes Bande den Einbruch in das Lohner Pfarrhaus vollführt habe. Bis dahin war nicht die Spur von den Dieben entdeckt worden. (Mehreres über Hardemente, der dem Leser schon ein oder anderes Mal begegnet ist, in Hasegau usw., 1898, VII. Heft S. 20 ff.)

b.

Der Pfarrhof in Lohne mit seinem breiten Graben, der Haus und Garten umgibt, macht den Eindruck eines adligen Gutes. Er gehörte ursprünglich drei adligen Damen, die in Brägel wohnten und ihn an die Kirche in Lohne schenkten.

c.

In der Gemeinde Lohne gab es früher drei adlige Güter: Hopen, Quellenburg und Bretberg. Sie sind verschwunden, [327] weil die Besitzer zu üppig gelebt haben. Der reichste war der Bretberger. Wenn er im Jahre eine größere Reise gemacht hat, hat er jedesmal eine mit Talern gefüllte Tonne, die ein Mann mit Mühe in den Wagen bringen konnte, mitgenommen.

d.

In Südlohne stand ehemals eine Kapelle, und neben dieser Kapelle befand sich eine Heilquelle, die bei Kranken wunderbare Heilerfolge erzielte, namentlich war sie bei Augenleiden sehr gesucht. Nachdem die Kapelle in Kriegszeiten zerstört worden, wurde zu Ende des 17. Jahrhunderts eine neue erbaut. Sie gehörte dem Adligen Dorgeloh auf Bretberg. Von dieser Kapelle sagten die Leute:


Hört dat Gebett up in de Klus,
Wert de Bretberger arm as 'ne Lus.

Der jetzige Besitzer von Bretberg hat die Kapelle 1879 abgebrochen und an deren Stelle ein Kreuz gesetzt.

e.

Im Lohner Esch nach Brägel zu steht eine Buche, hillige Bäuke genannt, nicht weit davon befinden sich die tief ausgegrabenen Quellen der Wassermühle, Hölle geheißen. Wahrscheinlich ist die Hölle eine alte Götterstätte gewesen, welche die Missionare zur Hölle machten und dann daneben bei der heiligen Buche eine Klause errichteten.

f.

Das alte Schloß auf dem Gute Hopen ist noch vorhanden. Als dasselbe die Familie von Haren bewohnte, spukte in demselben die weiße Frau. Ihr Erscheinen in den Gängen kündigte immer den baldigen Tod eines Familiengliedes an. Vgl. 159i.

Im Garten beim Hause Hopen steht eine meterhohe Säule aus Sandstein, anscheinend ist sie der Untersatz einer Sonnenuhr. Die Sage geht, die Säule wäre der Denkstein für einen unter demselben begrabenen Hund.

g.

Bei Kokengen Ziegelei auf dem Esche steht eine Buche, bei der es spukt. Man sieht dort ein Licht. – Der Halberg bei Nordlohne ein Hexentanzplatz.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 534. Lohne. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-369A-6