2. Der Jäger

Als ich einsmals in den Wäldern
Hinter einer Eiche stand,
Lauernd, oft mich vorwärtslegend,
Auch die Büchse schon zur Hand,
Da vernahm ich leichtes Rauschen,
Und mein Hühnerhund schlug an,
Fertig hielt ich gleich die Büchse,
Paßte mit gespanntem Hahn:
Sieh! da kam nicht Reh noch Hase,
Kam ein Wild von schönrer Art,
Trat ein Mägdlein aus den Büschen,
Jung und frisch und lind und zart.
So von seltsamen Gewalten
Ward ich plötzlich übermannt,
Daß ich fast vor eitel Liebe
Auf die Schönste losgebrannt.
Immer geh ich nun den Fährten
Dieses edeln Wildes nach,
Und vor seinem Lager steh ich
Jeden Abend auf der Wach.
Um es unverblümt zu sagen:
Vor der Lieblichsten Altan
Steh ich pflichtlich jeden Abend,
Blicke traurig still hinan.
Doch von solcher stummen Klage
Wird ihr gleich die Zeit zu lang,
Lieder will sie, süße Weisen,
Flötentöne, Lautenklang.
Ach! das ist ein künstlich Locken,
Drin ich Weidmann nichts vermag,
Nur den Kuckucksruf verstehend
Und den schlichten Wachtelschlag.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Balladen und Romanzen. Liebesklagen. 2. Der Jäger. 2. Der Jäger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-71FA-7