Kein schöner Ding ist auf der Welt,
als seine Feinde zu beißen

1.

Kein schöner Ding ist auf der Welt,
Als seine Feinde zu beißen,
Als über all die plumpen Geselln
Seine lustigen Witze zu reißen.
So dacht ich und stimmte die Saiten schon:
Da ward ich versetzt in Ruhstand.
Aus war der Spaß; die heil'ge Stadt Köln
Ward erklärt in Belagerungszustand.
Von Bajonetten starrte die Stadt
Wie ein Stachelschwein. Rings um den Neumarkt
Wogten die preußischen Erzengel bis
Zum Hahnentor und zum Heumarkt.
Und ein Leutnant zog vor unsere Tür
In kriegerischer Begleitung
Und proklamierte trommelnd den Tod
Der Neuen Rheinischen Zeitung. –
Da griff ich zum Stab, und ich eilte fort,
Die Brust voller Kummer und Ärger.
Zu Herrn Soherr nach Bingen floh ich; dort trinkt
Man vorzüglichen Scharlachberger.
[269]
Herr Soherr, der ist ein fröhlicher Mann,
Und im ganzen Lande wird sich
Kein Scharlachberger finden wie der
Des Herrn Soherr von sechsundvierzig.
Herr Soherr ist vierundsechzig alt,
Und sein Wein ist von sechsundvierzig;
Er duftet nach Veilchen und Rosen und schmeckt
Wie die Liebe erquickend und würzig.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Kein schöner Ding ist auf der Welt, als seine Feinde zu beißen. 1. [Kein schöner Ding ist auf der Welt]. 1. [Kein schöner Ding ist auf der Welt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-968B-2