19.

Über die Berge klang ein Klagelied:
Die Schwalbe war's, die von der Heimat schied.
Sie hob sich hoch empor im Abendsonnenbrand –
Zu schaun noch einmal ihrer Jugend Land.
Da war verwelkt der Auen frischer Flor,
Verdorrt die Rebe über grauem Tor,
Entlaubt der Linden lustiges Gezweig,
Verweht die Rose in des Gartens Reich.
Kalt blies der Nachtwind durch des Dorfes Raum,
Und vor dem Haus, wo an des Daches Saum
Sie einst geweilt – ach, bitter weinte da,
Die sie im Frühling lieblich lächeln sah,
Die einst sie lächeln sah, die schönste Maid –
Der Winter kam, und ach, es kam das Leid.
Und durch die Lüfte klang das Klagelied
Der Schwalbe da, die von der Heimat schied.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. 19. [Über die Berge klang ein Klagelied]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-979E-0