Lieder aus Lancashire

Es war ein armer Schneider

Es war ein armer Schneider,
Der nähte sich krumm und dumm;
Er nähte dreißig Jahre lang
Und wußte nicht warum.
Und als am Samstag wieder
Eine Woche war herum:
Da fing er wohl zu weinen an
Und wußte nicht warum.
Und nahm die blanken Nadeln
Und nahm die Schere krumm –
Zerbrach so Scher und Nadel
Und wußte nicht warum.
Und schlang viel starke Fäden
Um seinen Hals herum –
Und hat am Balken sich erhängt
Und wußte nicht warum.
Er wußte nicht– es tönte
Der Abendglocken Gesumm.
Der Schneider starb um halber acht,
Und niemand weiß warum.
[199]

Notes
• Lieder aus Lancashire Erstdruck in: Gesellschaftsspiegel. Organ zur Vertretung der besitzlosen Volksklassen und zur Beleuchtung der gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart (Elberfeld), 1. Jg., 1845.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Es war ein armer Schneider. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-97A7-9