38. Milton mit Blindheit gestrafft

Der blinde Milton 1 ward von wenigen beklagt:
Und als hierauf ein Freund von seinem König 2 sagt',
Dass diese Straff' ihm sey vom Himmel zugeschickt,
Weil seinen frechen Kiel' er wieder Carl gezückt:
Dass wiedern König ich geschrieben viele Jahr',
Und dass ich nunmehr blind geworden bin, ist war,
Sprach Milton der es hört; doch hab' ich keine Noht:
Denn die sind, die vor ihn geschrieben haben, todt. 3

Fußnoten

1 Der blinde Milton. Dieses ist derjenige, der nachdem er blind geworden, das berühmte Helden-Gedicht: das verlorne Paradiess genant, in Versen ohne Reime geschrieben hat.

2 Ein Freund von seinem König. Diese Redens-Art ist etwas seltsam: drücket aber die damahligen Zeiten aus, in welchen die meiste Unterthanen des Königs dessen gröste Feinde waren.

3 Denn die sind, die vor ihn geschrieben haben, todt. Salmasius, der in der Welt wegen seiner Gelartheit in so hoher Achtung war, das Balzac von ihm gesaget: Non homini sed scientiae deest, quod nescivit Salmasius, hatte auf Anreitzung des vertriebenen Königs Carl des zweyten ein Buch geschrieben genant: Defensio pro Rege. Worauf Milton in einem andrenBuch, genant: Defensio pro populo Anglicano, denselben so vieler groben Fehler und Irrthümer überwiess, dass der arme Mann sich bald hernach zu Tode grämete.


Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Wernicke, Christian. 38. Milton mit Blindheit gestrafft. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9CFF-E