[98] Drittes Dutzend

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Das Erste Lied

Der Salanen an Ihre Fürstl. Durchl. H. Augustus Hertzog zu Sachsen/ etc.


Als Sie zu Halle glücklich angelanget und daselbsten die Ertzbischoffliche Huldigung empfing.

1.
Edler Printz von Sachsen-Stamme/
Zweig der Rauten/ so itzund
Zeigt den angenehmen Mund
und die heisse Liebes-Flamme/
Dir O Halle/ (derer Thor
Gantz verlaßen war zuvor/
und sehr traurig sich befunden)
Sey gegrüßt zu diesen Stunden
und Ihr Stunden auch zugleich/
Stunden/ die Ihr freuden-reich.
Glück zu dem Rauten-Zweig/ hört! wie die Pleisse schreyet/
Hört! wie die Saale rufft und sich/ O Fürste freuet
Auff eure Gegenwart; Die Stände ruffen zu/
Gott geb' Euch Glück und Heil! Gott geb' Euch Fried und Ruh!
Gantz Sachsen wündschet noch Glück auff/ Glück auff die Reise
O edles Fürsten-Bluth und singt die Freuden-weise/
die Sonne schaut herfür aus ihrem blauen Zelt/
und schickt Dier/ Halle/ zu den lang-gewündschten Held.
[101] 2.
Halle/ schicke dich zu grüßen
Deinen neuen Breutigam/
Den dir schickt der Sachsen-Stamm;
Er wil in den Arm dich schließen/
Neige deinen zahrten Mund
Ihm entgegen auch itzund.
Sihstu deinen Fürsten reiten?
Sihstu kommen Ihn von weiten?
Steig auff deine Thürne Du/
Schaue wie Er naht herzu!
Ach seht! wie blinckt das Feld mit Rossen fast bedecket/
seht! wie die Traurigkeit sich allgemach verstecket/
Itzt kommt der Printz heran/ itzt neiget sich die Stadt/
Die Er zu schützen ihm itzund erwählet hat.
Wie lieblich lacht Er doch! wie redet Er so freundlich!
Er meinet alles guth/ und stellet sich nicht feindlich/
Wie jener Boreas. Der süße Zephyr weht
Den Frieden mildiglich wo dieser Fürste steht.
[102]
3.
Weißheit/ Kunst/ Verstand und Ehre
Ihn begleiten jederzeit/
Sanfftmuth und Gelindigkeit
Leuchten aus Ihm: Ey ich höre/
Wie das Volck ihn lobt und liebt
und sich Ihm zu eigen giebt.
Hört die angenehmen Worte/
Die Ihr seyd an diesem Orte/
Edlen Bürger/ seht die Zier/
Die ihn hat ümbfangen hier.
Wer? oder welcher Fürst kan solche Reden führen/
Die so nachdencklich seyn und ihn zum meisten zieren?
Wie wie bedachtsam doch redt Er die seinen an/
Als je ein weiser Fürst erwiesen und gethan?
Augustus ist durch Sieg ein großer Keyser worden/
August der Rauten-Zweig aus großer Sachsen Orden/
Erhielt die reine Lehr: Auff daß ihr beydes thut/
O Held/ so geb' Euch Gott Gedeyen/ Glück und Muth!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Das Erste Lied. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE4E-7